Im musikalischen Liebes-Thrill gestrandet
Innsbruck – Ein Performance-Künstler mit Schaffenskrise und suizidaler Vergangenheit fischt eine Frau aus dem Meer, die endlich glücklich se...
Innsbruck –Ein Performance-Künstler mit Schaffenskrise und suizidaler Vergangenheit fischt eine Frau aus dem Meer, die endlich glücklich sein will – als gut verheiratete Erfolgs-Architektin mit Kind war sie es nämlich nicht. Weil sie sich auf ihren Körper reduziert fühlte, weil sie ihr feingeistiger Gatte anödete, weil sie Architektur uninteressant fand. Aber liegt Scarlets Glück tatsächlich auf dem Hausboot von David, das im kalifornischen Sausalito gestrandet ist? Jein, lautet die eindeutig unklare Antwort von Thomas Gassners Westbahntheater-Auftragswerk „Sausalito“, das sich auch formal nicht recht festlegen will: In der Regie und unter der musikalischen Leitung von Alexander Sackl wird das Boy-Meets-Girl-Konstrukt zum märchenhaften Liebesspiel mit Psychothriller-Spuren und jeder Menge Gesang verdichtet. Konrad Hochgruber und Luka Oberhammer wagen sich dabei an poetischen Canzoni, schwermütige Bluesnummern und mitreißende Pophits: Das stilisierte Hausboot, das durch Plastikplanen schippert, wird zur Bühne, Regisseur Sackl am Klavier und Christoph Hager an der Gitarre werden zur Zwei-Mann-Band, die für eingängigen Live-Sound sorgt.
Die Musik bringt die zwei orientierungslosen Seelen einander näher, in den explosiven Dialogen scheinen sie sich aber wieder voneinander zu entfernen. Aufkeimendes Knistern wird streckenweise von allzu lautem Overacting erstickt, viel stimmiger ist die Chemie da in den stillen Momenten einer Umarmung.
Erzählerisch hat Autor Gassner bei „Sausalito“ in die Vollen gegriffen, was dem Stück zum Teil schadet. Kurzzeitig mutiert die wankelmütige Lovestory nämlich zu einer Frauenmörder-Geschichte: etwas zu viel des Bösen. (fach)