Tonnenschwere Riffs in Zeitlupe: Sunn O))) kommen nach Wien - Popnews

Wien (APA) - *...

Wien (APA) - *

Tonnenschwere Riffs in Zeitlupe: Anhänger des Drone Metal dürfen sich den 5. September als Feiertag im Kalender markieren. Dann gastiert die legendäre US-Combo Sunn O))) in der Wiener Arena. Das Projekt von Stephen O‘Malley und Greg Anderson sorgt mittlerweile seit fast 20 Jahren für akustische Erfahrungen der ganz besonderen Art. Die meist über zehn Minuten langen Nummern der Kuttenträger sind intensive Meditationsübungen zwischen minimaler Verschiebung von Sounds, ohrenbetäubendem Lärm und einer zuletzt immer deutlicher spürbaren Affinität für dezente Melodieeinsprengsel. Das im Vorjahr vorgelegte Album „Kannon“ ist der vorläufige Letztstand einer Entwicklung, die mit dem großen 2009er Werk „Monoliths & Dimensions“ eine einschneidende Öffnung der Gruppe erfuhr. Obwohl seitdem nicht mehr nur die Gitarren den Ton angeben, hat die Radikalität von Sunn O))) um nichts nachgelassen. Für Freunde extremer Musik der erste Fixtermin im Herbst.

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Geglückte Reduktion: Der heimische Journalist und Musiker Robert Rotifer, der seit Jahren seinen Lebensmittelpunkt in England hat, legt mit „Not Your Door“ ein neues Album vor. Die am 1. Juli erscheinende Platte ist der erste Solooutput Rotifers seit 15 Jahren. Als Stimmen von außen holte sich Rotifer Unterstützung von Ian Button, Mike Stone, Citizen Helene, Robert Halcrow und seinem Sohn Oskar, der die Klarinette beisteuerte. Stücke wie die bereits ausgekoppelte Single „If We Hadn‘t Had You“ gefallen sich als zurückgenommene Kleinode, während „Passing A Van“ von einem wehmütigen Charakter durchzogen scheint. Ein gleichermaßen persönliches wie gelungenes Album, dessen Facettenreichtum bei jedem Hördurchgang anwächst.

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Punk und New Wave aus Wiener Neustadt: Ein wohl nur in Szenekreisen bekanntes Stück heimischer Musikgeschichte rollt der Film „Und es fängt von Neuem an“ auf. In den 80ern gab es in Wiener Neustadt ein regelrechtes Treiben von Bands wie X-Beliebig, Dämmerattacke, Westblock, Zerbrechlich, Chiefs oder Bates, die südlich der Bundeshauptstadt mit einer teils wütend-nihilistischen Attitüde den internationalen Vergleich in Sachen Punk und New Wave nicht zu scheuen brauchten. Die nun entstandene Musikdoku, die am 2. Juni in der Wiener Arena präsentiert wird, wird von einem bei Schallter veröffentlichten Soundtrack begleitet. Zudem entstand ein zweites Album: Für „Neubeginn“ fanden sich unter dem Bandnamen Totgeglaubt ausschließlich Protagonisten der damaligen Szene ein, um Songs ihrer ehemaligen Bands neu zu interpretieren. Es darf also ein geschichtsträchtiger Abend erwartet werden.

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Ein Wunschkonzert: Sich „immer wieder neu definieren“ hat der deutsche R‘n‘B-Sänger Teesy anlässlich seines Debüts „Glücksrezepte“ vor einem Jahr im APA-Gespräch als Vorhaben ausgeben. Nun, „Beim zweiten Mal“, wie ein Track seiner neuen Platte passenderweise heißt, hat er sich zwar nicht weit von seinem angestammten Sound entfernt, allerdings an einigen Schrauben gedreht. Die 14 Nummern von „Wünschdirwas“ sind noch eine Spur ausgefeilter, oft mit großen Arrangements versehen und mitunter auf Party getrimmt. Dass Labelkollege Cro zwei Songs veredelt, dürfte auch nicht schaden. Insgesamt gibt es viel zu verarbeiten, besonders die instrumentale Umsetzung hält sich nicht zurück. Gibt man Teesy aber die nötige Zeit, punktet er auch diesmal mit gehaltvoller Popmusik aus dem Mainstreamsegment.

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Eigenwillig im besten Sinn: Bei Butter denkt man wohl nicht sofort an elektronisch verfeinerte Musikdelikatessen. Das könnte sich dank Toma Ivanov und Markus Subramaniam ändern: Das Duo hat diesen Namen gewählt, um mit „Eckstein“ ein schmackhaftes Debüt vorzulegen. Durchaus mit organischem Charme, aber letztlich eher dem zeitgenössischen Popgedanken verbunden denn retrohaft veranlagt, bietet Butter melancholische Sounds, die für die Zeit nach dem Dancefloor geeignet scheinen. Sich fallen lassen, nachdenken, schwelgen - Songs wie „Schön dass es dich gibt“ oder „Uhlala“ sitzen gekonnt zwischen den Stühlen. Und Albumopener „Nur mit mir“ könnte sich gar als Sommerhit verdient machen.

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Alles verändert sich: Neues aus dem Hause Destroyed But Not Defeated bietet die Sieben-Track-EP „The World Is Changing And So Must We“. Die Indie-Rock-Band besingt darauf gleich einmal „The Art Of Losing“, was man glücklicherweise nicht zu wörtlich nehmen sollte. Das Wiener Trio hat sich nämlich mit seiner Mischung aus Slacker-Rock und Alternative eine Basis gezimmert, die mit zwar einfach gestricktem, aber sehr effektivem Songwriting auf schnellstem Weg zum aus der Zeit fallenden Endergebnis führt. 90er-Jahre, Seattle? Klar, und so schnell bekommt man davon auch nicht genug. Live werden die Songs dann im Herbst u.a. in Klagenfurt, Innsbruck, Linz und Wien vorgestellt.

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Spät, aber doch: Noch im November musste Chelsea Wolfe ihren Gig in der Wiener Arena aus gesundheitlichen Gründen absagen, diesen Sommer holt die US-Amerikanerin das Konzert nun nach. Am 16. August wird sie mit Stücken ihres aktuellen Albums „Abyss“ in der großen Halle gastieren. Ein Abend, der trotz sommerlicher Temperaturen eher düstere Assoziationen hervorbringen dürfte.