Thirring will Zukunftsvorsorge auch in klassischer Lebensversicherung
Wien (APA) - Für eine Ausweitung der Kriterien der „Zukunftsvorsorge“ auf die klassische Lebensversicherung spricht sich der neue Generaldir...
Wien (APA) - Für eine Ausweitung der Kriterien der „Zukunftsvorsorge“ auf die klassische Lebensversicherung spricht sich der neue Generaldirektor der Donau Versicherung, Peter Thirring, aus. Dabei gehe es neben einer Garantie auch um die Aspekte Steuerfreiheit und Förderung, womit auch die Politik gefragt sei, um bei diesem Vorsorgeprodukt ein „Revival“ zu schaffen, sagte Thirring im Interview mit der APA.
Wenn man als Branche die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge zur Gänze im klassischen Deckungsstock anbieten könne, sei im Gegenzug eine Senkung der Kosten in der Versicherungswirtschaft - etwa der Abschlusskosten -, aber auch eine Investitionstätigkeit der Assekuranz in Richtung Wohnbau- oder Wirtschaftsoffensive denkbar. „Die neue Regierung hat sich diese Themen ja auf ihre Fahnen geheftet“, so Thirring.
Derzeit leide das an sich vernünftige Produkt Zukunftsvorsorge am Zwang, in Aktien investieren zu müssen. Diese Vorschrift sei in einer völlig anderen Finanzmarktsituation fixiert worden, erfordere aber hohe Absicherungskosten und sei daher für die Kunden nachteilig.
In der Sparte Lebensversicherung hält die Donau an Garantiezins-Produkten fest und nimmt auch weiterhin - in limitiertem Umfang - Einmalerläge an, auch ohne sofortige Verrentung. „Die Donau wird weiterhin an den Garantien festhalten - aber daneben auch Fondspolizzen für Kunden anbieten, die wissen, dass sie das Veranlagungsrisiko tragen“, so Thirring. Mit einer weiteren Absenkung des höchstzulässigen Garantiezinses von aktuell einem Prozent rechnet er momentan nicht, ein Wert in dieser Höhe sollte wohl so etwas wie einen Bodensatz darstellen. Die Gesamtverzinsung für Neuabschlüsse liegt bei der Donau zur Zeit bei 2,5 Prozent.
Durch die Niedrigzinsphase habe sich an der Daseinsberechtigung für die Lebensversicherung nichts geändert. Neben der Absicherung demografischer Risiken - etwa der Langlebigkeit durch die Zahlung laufender Renten - sei auch ein Inflationsschutz enthalten, weil der Kunde an künftig wieder höheren Zinsen mitpartizipieren würde.
Trotz der Niedrigzinsen liege die Rendite im Veranlagungsportfolio der Donau über 3 Prozent, daher sei es kein Problem, die Gesamtverzinsung darzustellen. Das gelte auch für Einmalerläge, garantiert sei ja auch dort nur ein Prozent, daher sei das Risiko für das Unternehmen überschaubar, so Thirring.
In der Veranlagung könne man nur sehr limitiert in Staatsanleihen investieren, es gelte, Alternativen zu suchen. Das seien Immobilien-Direktinvestments, aber auch Aktien. Zudem prüfe man allfällige Infrastruktur-Investitionen, etwa im Bereich von Kommunen. Beschlüsse zur Infrastruktur gebe es aber noch keine. Die Kapitalanlagen wuchsen voriges Jahr um 3,4 Prozent auf 3,237 Mrd. Euro, die laufenden Erträge daraus sanken um 6,8 Prozent auf 103,6 Mio. Euro.
Kaum wachsen werde die Donau 2016 in der Lebensversicherung gegen laufende Prämie. Da werde man froh sein, wenn es sich auf Null ausgehe, wenn man also die abreifenden Verträge durch neues Prämienvolumen ersetzen könne, so Thirring. Bei den Einmalerlägen könnte es „eventuell ein kleines Plus“ geben, da hier der Rückgang 2015 besonders stark war. In Leben insgesamt gingen die direkten verrechneten Prämien voriges Jahr um 7,1 Prozent auf 222 Mio. Euro zurück, gegen laufende Prämie stiegen sie um 1,5 Prozent auf 175 Mio. und sanken bei den Einmalerlägen um 29 Prozent auf knapp 48 Mio. Euro. Von der seit Jahresbeginn angebotenen „Krebsversicherung“, einer Risiko-Versicherung, die bei einer Krebsdiagnose ausbezahlt wird, habe man schon über 1.000 Stück verkauft.
In den Schaden/Unfall-Sparten sei ein Wachstum um 1 Prozent zu erwarten - im Rahmen des Marktes und der Inflation. Im Autogeschäft wolle man „natürlich im Markt mitspielen, aber nicht unbedingt der Billigste sein“; es gehe um „Berechenbarkeit“ und um „einen Tarif, den wir auch länger durchhalten“. Wachstumspotenzial sieht Thirring auch bei der Krankenversicherung, die man seit Anfang 2010 anbietet; zuletzt gab es hier 9 Mio. Euro Prämien. In Schaden/Unfall gingen die Einnahmen voriges Jahr insgesamt um 7,9 Prozent auf 579 Mio. Euro zurück - das war aber dem weiter zurückgefahrenen Italien-Geschäft zuzuschreiben. Das Österreich-Geschäft der Donau sei voriges Jahr leicht über dem Gesamtmarkt gewachsen, auch heuer im 1. Quartal.
In der Italien-Niederlassung sanken die direkten Einnahmen laut Geschäftsbericht um 81 Prozent von 74 auf 14 Mio. Euro; dem standen 70 (122) Mio. Euro Leistungen für Versicherungsfälle gegenüber. Das belastete die Combined Ratio (Schäden und Kosten gemessen an den Prämien) der Donau insgesamt, die bei 114 nach 120 Prozent lag.
Das seinerzeit problematische Italien-Geschäft habe man weiter zurückgefahren, so Thirring, woraus insgesamt der Prämienrückgang resultierte. „Das Geschäft, das es in Italien noch gibt, ist in Ordnung“, betont der seit April amtierende Donau-Versicherung-Chef. Kurs sei es, das sanierte Portfolio fortzuführen.
In Österreich werde die Donau 2016 „sicher einen Gewinn machen“. In Summe werde wohl ein Ergebnis „um Null“ herauskommen, zumindest in der IFRS-Bilanz. In den Folgejahren „muss und wird es besser werden, ein Ergebnis von Null ist für die Donau zu wenig“, betont Thirring. 2015 hatte man laut Geschäftsbericht den EGT-Verlust auf 10 Mio. Euro reduziert, nach 45 Mio. Euro 2014.
Deutlich wachsen will die Donau Versicherung neben den Privatkunden auch bei Klein- und Mittelbetrieben (KMU). Bei den KMU sollen das Service weiter ausgebaut und die regionale Kompetenz noch stärker ausgebaut werden, so Thirring. Neben den Sachversicherungssparten sei dies vor allem die betriebliche Altersvorsorge. „Wir wollen ein umfassender Anbieter für Klein- und Mittelbetriebe sein.“ Aktuell sei der Marktanteil der Donau Versicherung bei den KMU im zweistelligen Prozentbereich und damit deutlich höher als ihr Marktanteil insgesamt.
Verstärkt habe man die Mitarbeiter in den Landesdirektionen, die vor Ort Entscheidungen treffen können. Die Donau setze auf eine dezentrale Organisation, um möglichst rasch entscheiden zu können. Die Donau hat neun Landesdirektionen und bundesweit 80 Geschäftsstellen. Dabei soll es auch bleiben. Ende 2015 zählte die Donau 1.372 Mitarbeiter, um 1,4 Prozent weniger; 57 (79) davon waren in Italien tätig. Gesucht würden Vertriebsmitarbeiter.
Die Digitalisierung sei auch für die Donau ein wesentliches Thema, in erster Linie bezogen auf die internen Abläufe, aber auch im Kontakt zum Kunden. „Den reinen Online-Verkauf sehe ich in Österreich aber nicht“, so Thirring.
Zu 95,263 Prozent gehört die Donau der zum VIG-Konzern zählenden Sparkassen Versicherung, 3,974 Prozent hält die VIG direkt, und 0,763 Prozent stehen im Eigentum der Erste Group.
~ WEB http://www.donauversicherung.at ~ APA081 2016-06-01/09:30