Bezirk Landeck

Trotz Tourismus droht Exodus aus den Tälern

© TT / Thomas Boehm

Die Landesstatistik stellt drastische Prognosen für den Bezirk Landeck bis 2050. Forum Land lud zu einer raumordnungspolitischen Debatte.

Von Helmut Wenzel

Landeck, Kaunertal –„Junge Leute aus den Tälern ziehen weg. Sie sehen ihre Zukunft in Ballungszentren in der Inntalfurche. Selbst tourismusintensive Regionen können die Abwanderung nicht stoppen. Das ist die Botschaft der vergangenen 15 Jahre.“

So bringt Manfred Riedl von der Abteilung Landesentwicklung und Zukunftsstrategie das Szenario für den Tourismusbezirk auf den Punkt. Landeck weise zwar eine positive Geburtenbilanz auf, andererseits müsse man die stärkste Abwanderung aller Tiroler Bezirke von 2004 bis 2014 zur Kenntnis nehmen.

Riedl, Leiter des Sachgebietes Landesstatistik und des Raumordnungsinformationssystems (TIRIS), war kürzlich Redner beim Infoabend des Forums Land in der Haushaltungsschule Landeck-Perjen. Bezirksobmann Thomas Pohl hatte mit einem brisanten Titel eingeladen: „Brennpunkt Bezirk Landeck – werden unsere Enkel hier noch leben?“.

„Die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 lässt sich gut prognostizieren“, hob der Experte hervor. Seinen Daten zufolge zählte der Bezirk 1971 noch 15.000 Bewohner bis 19 Jahre. 2011 ist der Anteil auf 10.000 geschrumpft. Bis 2050 liegt die Prognose, so Riedl, bei weniger als 9000 Personen in dieser Altersgruppe. „Die Schulen werden weiterhin um jedes einzelne Kind streiten“, resümiert er. Andererseits wachse die Altersgruppe 85 plus auf bis zu 3000 Personen. Dass in diesem Zusammenhang der Bedarf an Pflegebetten und Altenbetreuung steigt, liege auf der Hand.

Die Abwanderung aus den Tälern werde – zumindest bis 2030 – durch Zuwanderung aus EU-Ländern ausgeglichen, womit die Bevölkerungszahl konstant bleibe bzw. geringfügig steige. Prognostiziert sind 44.435 Einwohner im Jahr 2030.

„In den Bezirkshauptorten Tirols wird sich eine junge, durch Migration beeinflusste Bevölkerung etablieren“, erläuterte Riedl. Er zeigte aber auch mögliche Handlungsfelder auf, um den Trends entgegenzuwirken. Stichworte sind u. a. Breitbandausbau, Energiewende, Verkehrskonzepte, Siedlungsentwicklung, Familienarbeit, leistbares Wohnen und Kinderbetreuung.

Im Kaunertal hat die Gemeinde ein Maßnahmenpaket geschnürt, um Abwanderungstrends zu stoppen. Offenbar mit Erfolg, wie Bürgermeister Pepi Raich berichtete: „Wir haben wieder mehr Kinder in der Volksschule und im Kindergarten.“ Speziell für jüngere Leute erschließt die Gemeinde das Siedlungsgebiet Bödele mit zwölf Grundstücken – für Bauwerber zum attraktiven Preis von 80 Euro pro Quadratmeter.

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