EZB in Lauerstellung - Neue Inflationsprognosen
Frankfurt (APA/dpa) - Europas Währungshüter haben im Grunde alle Register im Kampf gegen Mini-Inflation und schwache Konjunktur in vielen Eu...
Frankfurt (APA/dpa) - Europas Währungshüter haben im Grunde alle Register im Kampf gegen Mini-Inflation und schwache Konjunktur in vielen Euroländern gezogen - nun dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) vorerst abwarten. Bei der auswärtigen Sitzung des EZB-Rates an diesem Donnerstag (2.6.) in Wien werden keine weiteren Schritte der Notenbank erwartet.
Volkswirte rechnen mit einer längeren Phase ohne Änderungen an der ultralockeren Geldpolitik. Führende EZB-Vertreter hatten in den vergangenen Wochen diese Erwartungen bestärkt. Es brauche noch Zeit, um die Wirkung zuletzt beschlossener Maßnahmen bewerten zu können, sagte beispielsweise EZB-Chefvolkswirt Peter Praet.
Im März hatten die Währungshüter ihren Kurs massiv verschärft: Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld leihen können, liegt seither bei null Prozent. Zudem müssen Banken für Geld, das sie bei der EZB parken statt es als Kredite weiterzureichen, seither 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.
Das vor allem in Deutschland umstrittene milliardenschwere Programm zum Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren wurde von 60 Milliarden auf 80 Milliarden Euro monatlich ausgeweitet. EZB-Präsident Mario Draghi hatte wiederholt bekräftigt, die Anleihenkäufe bis mindestens März 2017 aufrechtzuerhalten, seit Juni stehen auch Unternehmensanleihen auf dem Einkaufszettel der EZB.
Mit diesem bisher einmaligen Maßnahmenbündel will die EZB die Kreditvergabe im Euroraum ankurbeln und so Konjunktur und Inflation anschieben. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Verbraucher könnten Anschaffungen aufschieben, weil sie erwarten, dass es noch billiger wird. Die EZB strebt daher mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke.
Trotz der Geldflut kommt die Teuerungsrate nicht aus dem Keller. Im Mai fielen die Verbraucherpreise im Euroraum nach einer Schätzung von Eurostat im Jahresvergleich um 0,1 Prozent. Im April hatte die Inflationsrate noch minus 0,2 Prozent betragen. „Eine nachhaltig höhere Inflation ist nicht in Sicht. Deshalb bleibt eine weitere geldpolitische Lockerung der EZB zum Jahresende auf der Agenda“, schreibt Commerzbank-Analyst Christoph Weil.
Viele Volkswirte rechnen jedoch damit, dass die EZB inzwischen mit einer etwas höheren Jahresteuerung in diesem und dem nächsten Jahr rechnet als bei ihrer letzten Prognose vor drei Monaten. Denn die niedrige Inflation ist zum großen Teil auf den drastisch gesunkenen Ölpreis zurückzuführen. Und zuletzt wurde der Schmierstoff der Weltwirtschaft wieder etwas teurer.
Im März hatte die Notenbank ihre Inflationsprognose für 2016 drastisch von 1,0 Prozent auf 0,1 Prozent gesenkt. Für 2017 sagten die Währungshüter einen Anstieg der Verbraucherpreise um 1,3 Prozent voraus. Die neuen Prognosen werden am Donnerstag veröffentlicht.
~ WEB http://www.ecb.int ~ APA205 2016-06-01/11:43