Bahnstreik in Frankreich führt zu Behinderungen im Schienenverkehr
Paris (APA/AFP) - Ein unbefristeter Streik bei der französischen Staatsbahn SNCF hat eineinhalb Wochen vor Beginn der Fußballeuropameistersc...
Paris (APA/AFP) - Ein unbefristeter Streik bei der französischen Staatsbahn SNCF hat eineinhalb Wochen vor Beginn der Fußballeuropameisterschaft zu erheblichen Behinderungen im Schienenverkehr geführt. Am Mittwoch sollten nach Angaben der SNCF nur ein Drittel der Intercity-Züge, jeder zweite Regionalexpress und 60 Prozent der TGV-Schnellzüge fahren.
Betroffen waren auch viele Pendlerzüge im Großraum Paris. Die wenigen Züge, die fuhren, waren häufig brechend voll. Bei den TGV- und ICE-Verbindungen nach Deutschland sind keine Behinderungen absehbar, gleiches gilt für die Eurostar-Züge nach Großbritannien. Bei den Verbindungen nach Belgien, wo am Dienstag gestreikt worden war, Italien, Spanien und in die Schweiz wurden dagegen viele Züge gestrichen.
Es ist bereits der achte Streiktag bei der SNCF seit Anfang März. Erstmals ist die Arbeitsniederlegung aber unbefristet.
Mit den Streiks wollen die Gewerkschaften Druck bei Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen im Bahnsektor allgemein und über Arbeitszeiten bei der SNCF ausüben. Hinzu kommt der Protest gegen eine von Staatschef Francois Hollande angestrebte Lockerung des Arbeitsrechts, gegen welche die Gewerkschaften schon seit rund drei Monaten mobil machen.
„Diese Woche wird die Woche mit der stärksten Mobilisierung“, warnte der Chef der Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, der die Proteste gegen die Arbeitsmarktreform anführt. Die CGT hatte mit Streiks und Blockaden von Treibstofflagern und Ölraffinerien in der vergangenen Woche für Benzin- und Dieselknappheit gesorgt. Die Lage hat sich inzwischen zwar wieder entspannt, nach wie vor sind aber sechs der acht französischen Raffinerien von den Protesten betroffen.
Am Donnerstag ist ein Streik bei den Pariser Nahverkehrsbetrieben RATP geplant, der aber nur geringe Auswirkungen haben dürfte. Einen Streik könnte es ab Freitag auch bei den Fluglotsen geben. Die Gewerkschaften wollen damit gegen Stellenstreichungen bei der zivilen Luftfahrtbehörde protestieren, derzeit wird aber noch verhandelt. Außerdem drohen im Juni Pilotenstreiks bei der Fluggesellschaft Air France aus Protest gegen Lohnkürzungen.
Eineinhalb Wochen vor Beginn der EM wachsen damit die Sorgen, dass Streiks und Proteste das Fußballturnier in Frankreich behindern könnten. Ein neuer Protesttag gegen Hollandes Pläne zur Lockerung der 35-Stunden-Woche und des Kündigungsschutzes ist am 14. Juni geplant, mitten während der Europameisterschaft.