Kemater kämpfen um ihr TVB-Büro
Der TVB Innsbruck und seine Feriendörfer will das Tourismusbüro in Kematen schließen, die Gemeinde hat dagegen rechtliche Schritte angekündigt. Beim TVB verweist man auf die mangelnde Auslastung.
Von Michael Domanig
Kematen –70 Jahre lang hatte Kematen stets ein eigenes Tourismusbüro, nun droht die Schließung: Der Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer hat das seit 15 Jahren bestehende Mietverhältnis mit der Gemeinde für die Räumlichkeiten am Dorfplatz kürzlich mit Stichtag 31. Juli aufgekündigt. „Völlig unerwartet“, wie BM Rudolf Häusler meint. Die Angestellte im TVB-Büro soll demzufolge nach Zirl oder Innsbruck wechseln, einer langjährigen Reinigungskraft wird gekündigt.
Doch Häusler gibt sich kämpferisch: Die Gemeinde Kematen werde sich „gegen die einseitig gesetzten Schritte des Tourismusverbandes mit allen Mitteln wehren“. Am Dienstagabend fasste der Gemeinderat den einstimmigen Beschluss, gegen die Schließung rechtlich vorzugehen, dafür wurden bereits zwei Anwaltskanzleien beauftragt.
Knackpunkt aus Kemater Sicht: Nach dem Fusionsvertrag zwischen dem TVB Innsbruck und seine Feriendörfer und dem TVB Kematen (2003) sei im Juli 2006 eine Zusatzvereinbarung getroffen worden, die explizit vorsehe, dass eine Schließung des Kemater TVB-Büros der Zustimmung des Gemeindevertreters bedürfe. Und damit sei der Bürgermeister gemeint, so Häusler. „Erst hat man uns mit Versprechungen zu überregionalen Lösungen geführt, dann werden Vereinbarungen, die im guten Glauben getroffen wurden, nicht eingehalten“, ärgert sich Häusler.
Im Gegensatz zu Innsbruck mit seinen internationalen Tagesgästen „brauchen und wollen bei uns im ländlichen Raum Gäste wie Vermieter weiterhin die direkte, persönliche Betreuung vor Ort“, erklärt Häusler. Zudem übernehme das Tourismusbüro in Kematen eine Vielzahl von Zusatzaufgaben: unter anderem die Organisation von Konzerten, den Ticketverkauf für Vereine, den Rodel- und Fahrradverleih oder die Organisation von Weihnachtsbeleuchtung, Wegebetreuung und Blumenschmuck. Im Gegenzug für ein geringeres Ortsbudget habe man seinerzeit bewusst ausverhandelt, dass das örtliche Büro bleibt, sagt Vize-BM und Tourismusreferent Klaus Gritsch. Und auch Gemeinderat Bernd Raitmair sieht in der möglichen Schließung eine „weitere Ausdünnung der dörflichen Infrastruktur“.
„Wir scheuen den Konflikt mit einem großen Player nicht“, meint Häusler, „wir wollen auch für andere Gemeinden ein Signal setzen.“ Zumal Kematen als Nettozahler viel Geld in den Tourismusverband einbringe.
Durch ihre „Strategie der Zentralisierung“ bewege sich die TVB-Führung um Obmann Karl Gostner und GF Karin Seiler-Lall „weg von intakten dörflichen Strukturen, weg von den Menschen“, kritisiert Häusler. Er sieht eine „totale Entfremdung der handelnden Akteure von den Leuten, die sie vertreten. Sie haben den Bezug zu den lokalen Gegebenheiten verloren.“ Vor den heurigen Neuwahlen im TVB stelle sich daher die Frage, „ob die Vertreter im Vorstand noch die richtigen sind“.