ÖTC-Schutzbrief-Nothilfe: 800 Anrufe täglich in Hauptreisezeit
Wien (APA) - 2.400 Patienten mussten vergangenes Jahr nach einer Verletzung oder Erkrankung mittels des Schutzbriefes des ÖTC zurück nach Ha...
Wien (APA) - 2.400 Patienten mussten vergangenes Jahr nach einer Verletzung oder Erkrankung mittels des Schutzbriefes des ÖTC zurück nach Hause gebracht werden. Davon waren knapp die Hälfte in Österreich auf Urlaub. Die meisten Einsätze gab es in Italien und Kroatien, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz am Flughafen Wien-Schwechat.
Im vergangenen Jahr wurden über den Service 8.200 Fahrzeuge aus Österreich und dem Ausland nach Hause zurückgebracht, und 16.200 Mal wurde im Ausland Pannenhilfe geleistet. Bei den Fahrzeug-Rücktransporten erfolgen 60 Prozent innerhalb Österreichs. 180.000 Anrufe sind laut Oliver Schmerold, ÖAMTC-Verbandsdirektor bei der Schutzbrief-Nothilfe, vergangenes Jahr eingegangen. Im Schnitt sind das knapp 500 Anrufe pro Tag. In der Hauptreisezeit - zwischen Juni und August - steigt die Anzahl der Hilferufe auf rund 800 pro Tag.
Die Länder, aus denen die meisten Rückholungen erfolgen, überschneiden sich mit den beliebtesten Reisezielen der Österreicher. Außerhalb von Österreich, werden die meisten Patienten aus Italien (elf Prozent), gefolgt von Kroatien (neun Prozent) und Deutschland (sieben Prozent) zurückgeholt. Bei den Fahrzeugrücktransporten steht Deutschland an erster Stelle (15 Prozent), darauf folgen Italien (acht Prozent) und Kroatien (vier Prozent).
„Ich habe selbst einmal erlebt, wie es ist, wenn jemand aus dem Ausland zurückgeholt werden muss, meine Tochter hatte ein medizinisches Problem und musste zurückgebracht werden“, sagte Walter Klimscha, Pilot und Arzt. Er fliegt mit dem Ambulanzjet bis zu 200 Stunden pro Jahr, etwa ein bis zwei Einsätze hat er im Monat. Hauptberufliche Piloten sind etwa 800 Stunden pro Jahr mit dem Jet unterwegs. „Das ist meine Passion, das Medizinische habe ich ohnehin in meinem Beruf. Dass ich fliegen kann, mache ich als Draufgabe.“
Bei den Einsätzen sei vor allem Flexibilität gefragt. „Je weiter weg von Österreich, desto unzulässiger sind die Informationen. Man ist nicht vor Überraschungen gefeit“, sagte Klimscha. Auch die Einreiseformalitäten seien in einigen Ländern etwas eigenartig. „Wir fliegen Plätze an, die nicht zu den touristischen Kernstrecken gehören.“ Oft ist viel Improvisation gefragt, wenn der Patient als „leicht erkrankt“ angekündigt wurde, dann aber doch schwer verletzt ist. Der ÖAMTC versucht - so möglich -, Rückholtransporte so zu timen, dass eventuell auch zwei Patienten mit einem Flug befördert werden können.
Ein Einsatz in Ägypten war für Klimsche einer der bisher medizinisch-schwersten Fälle. Der Patient wurde während des Rückflugs - innerhalb von einer halben Stunde - von einem ansprechbaren zu einem schwerkranken Patienten. Der Mann bekam wegen eines Darmrisses eine Sepsis (Blutvergiftung) während des Fluges. Den flugtechnisch gesehen bisher spektakulärsten Fall hatte der Pilot in einem Kriegsgebiet. „Wir mussten einmal einen Zivilisten aus einem Kriegsgebiet holen, dabei sind wir von zwei Kampfjets begleitet worden. Das ist für jemanden, der aus einem nicht-kriegsführenden Land kommt, etwas ungewöhnlich. Da fliegt man mit gemischten Gefühlen hin.“
Die Hälfte der 2.400 Patienten konnte 2015 bodengebunden nach Hause gebracht werden, 470 Personen wurden mittels Linienflug transportiert - davon waren 160 Fälle von einem Arzt begleitet. Bei 107 Patienten kam ein Ambulanzjet zum Einsatz und 560 Urlauber wurden mittels Lotsendienst zurückgebracht. Dabei bringt ein Fahrer den Patienten mit dessen eigenem Fahrzeug nach Hause. Knapp die Hälfte der Österreicher mussten wegen Verletzungen wie Bänderrissen oder Knochenbrüche nach Hause gebracht werden, berichtet Schmerold. Rund 32 Prozent waren internistische Notfälle, wie beispielsweise Blinddarm- oder Lungenentzündungen. Gefolgt von Herz-und Kreislaufproblem und neurologischen und psychologischen Notfällen.
(S E R V I C E : Alle Infos zum Schutzbrief unter: www.oeamtc.at/schutzbrief)