Raiffeisen-Konjunkturgespräch unter Motto Zuversicht schaffen

Raaba (APA) - Die Zeichen stünden auf Aufschwung und wiedergewonnene Zuversicht, so der - fast einheitliche - Tenor beim Konjunkturgespräch ...

Raaba (APA) - Die Zeichen stünden auf Aufschwung und wiedergewonnene Zuversicht, so der - fast einheitliche - Tenor beim Konjunkturgespräch der Raiffeisenlandesbank Steiermark am Mittwoch in Raaba. Die Steiermark sei grundsätzlich gut positioniert und der Tourismus werde immer wichtigerer Faktor. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP): „Stimmung können wir nicht verordnen, aber Rahmenbedingungen schaffen“.

IV-Chefökonom Christian Helmenstein sagte, was man derzeit in der Wirtschaftsentwicklung „global beobachtet ist besser, als die Finanzmärkte es darstellten. Wir verzeichnen eine Wende zum besseren auf allen Ebenen, auch auf der steirischen“. Er trete gegen die Hypothese auf, dass die weltweite wirtschaftliche Expansion zum Stillstand gekommen ist. Determinanten wie der Containerumschlagindex stiegen stetig. „Mich stört der Eindruck, dass viele Volkswirtschaften angeblich kaputtgespart wurden. Ich nenne in so einem Fall immer die Early Reformers, die Baltenstaaten und die Iren. Diese vier waren stark von der Krise betroffen, haben konsequent reformiert und nun geht das Wachstum speziell in Irland durch die Decke“. Auch bei den „Mainstream Reformers“ Spanien, Slowenien und Portugal gehe es aufwärts, in Slowenien sogar ohne EU-Finanzhilfen.

Er wolle auch die Zypern und Griechenland nennen: „Beide Länder sind von der Troika aufgesucht worden. Im einen Land war es ohne Nebengeräusche, eben Zypern, und nun geht es nach oben. Das ist der Unterschied zu Griechenland, der auch in den personellen Strukturen und in der Reformfähigkeit des politischen Systems begründet liegt“, sagte Helmenstein.

Für die Steiermark gab es durchaus Lob: „Sie ist gut aufgestellt, es passiert viel im Bereich Forschung und Entwicklung, leider ist man im Moment in der Sachgüterproduktion zurück. Aber: Die Wende ist absehbar. Die Auftragsbestände steigen, schwierig ist es im Moment nur in der Bauwirtschaft“. Die Steiermark liege auch überdurchschnittlich gut im Tourismus. Alle Zahlen deuteten jedenfalls auf eine Dynamisierung hin, war Helmenstein überzeugt.

Wirtschaftsminister Mitterlehner sprach ebenfalls von einer moderaten Konjunkturentwicklung und einem vorhandenen Aufwärtstrend. Auch in der Betriebsansiedelung sei schon 2015 ein Anstieg von 276 auf 297 gelungen. Der ÖVP-Chef widmete sich dann auch der Einschätzung der Stimmung abseits der Wirtschaftszahlen: „Die Medienberichterstattung 2015 war von widrigen Themen geprägt: Flüchtlinge, Asyl, Syrienkrieg, Wahljahr ... da hat sich irgendwie der Eindruck verfestigt, es wird nichts so bleiben wie es war“. Angst sei allerdings kein guter kein guter Ratgeber, das prägte sich aus. In den osteuropäischen Ländern herrschte zuletzt eine zukunftshungrige Stimmung, so der Vizekanzler, auch in Österreich sei der Optimismus jüngst im Zunehmen begriffen gewesen.

„Was ist also zu tun?“, fragte Mitterlehner rhetorisch. „Die unternehmerische Gesellschaft stützen, Arbeitszeitrecht flexibilisieren, einfachere Lohnverrechnung, einheitlicher Arbeitnehmerbegriff, Finanzierungen ermöglichen.“ Ein Wirtschaftspakt müsse kommen, die Diversifikation der Wirtschaft vorangetrieben werden. Und er verhehle nicht, dass die Neugestaltung des Bildungssystems „heavy“ werde. „Stimmung können wir nicht verordnen, aber Rahmenbedingungen können wir schaffen“, sagte Mitterlehner.

Der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Steiermark, Martin Schaller, sagte, zahlreiche und Unterlassungen der vergangenen Jahre hätten zwar den konjunkturellen Himmel verdunkelt. Was ihm aber wirklich Sorgen mache, sei die Stimmung unter den Jungen. Laut Umfragen seien sie mehrheitlich der Ansicht, dass es für sie schlechter werde als für ihre Eltern. „Da fragen sich viele, warum soll ich überhaupt Leistung erbringen?“ Was man jetzt brauche, sei gute Stimmung und Vertrauen in handelnden Personen und in die Zukunftsfähigkeit.

Die Steiermark sei jedenfalls ein gutes Beispiel dafür, wie sich nach dem Niedergang der Schwerindustrie wieder viele Qualitätsunternehmen entwickelt haben. Das Land sei ein Vorzeigeland der Automobilindustrie und im Tourismus, so Schaller.

Der steirische IV-Präsident Jochen Pildner-Steinburg gab sich etwas skeptischer: „Was wir heute gehört haben, verleitet zu der Einschätzung, dass eh alles in Ordnung ist.“ Er habe ja oft eine gewisse Bestemmhaltung der Sozialpartner gemerkt, aber wenn man Reformen verlange, müsse man sie selbst auch machen. Wenn ein Unternehmer davon ausgehe, es sei alles okay, dann sei er schon verloren. Man dürfe sich nicht Reformen verweigern: „Da ist Luft nach oben. Ja, nehmen wir die Botschaft auf, es geht nämlich nicht nur um Industrie 4.0, sondern auch um Politik 4.0“.

~ WEB http://www.raiffeisen.at/rlb-steiermark ~ APA482 2016-06-01/16:26