Trumps wütendes Gehämmere auf der Medienklaviatur

Washington (APA/AFP) - Sollte Donald Trump tatsächlich in das Weiße Haus einziehen, darf sich der Kreis der dort akkreditierten Journalisten...

Washington (APA/AFP) - Sollte Donald Trump tatsächlich in das Weiße Haus einziehen, darf sich der Kreis der dort akkreditierten Journalisten auf einiges gefasst machen. Sie werden dann wohl die ersten sein, die den Zorn des Hausherrn zu spüren bekommen, wenn ihm die Berichterstattung nicht passt.

Der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner hat jedenfalls klargestellt, dass er als Präsident seinen von Spott und Beleidigungen geprägten Umgang mit den Medien nicht ändern will.

Auf die Frage, ob er auch im höchsten Staatsamt weiter die Medien in der bisherigen Form attackieren wolle, gab der Immobilienmilliardär eine klare Antwort: „Ja, es wird so sein.“ Denn er halte die politische Presse für „unglaublich unehrlich“, sagte der 69-Jährige am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Anlass seines aktuellen Wutausbruchs waren die in Berichten geäußerten Zweifel an seiner Aussage, er habe sechs Millionen Dollar (5,4 Millionen Euro) an Spenden für Veteranen aufgetrieben. „Die Presse sollte sich schämen“, schäumte Trump. Er gab an, 5,6 Millionen Dollar für die Veteranen gesammelt zu haben, wovon eine Million aus seiner eigenen Tasche stammten. Trump griff auch erneut einzelne Journalisten persönlich an. Den Reporter Tom Llamas vom Sender ABC News beschimpfte er etwa als „schmierigen Typen“.

Offene Verachtung für die Medien und direkte Angriffe auf einzelne Journalisten sind von jeher ein Markenzeichen von Trumps Kampagne. Dabei bekommen nicht nur linksliberale Medienvertreter, sondern durchaus auch Journalisten aus dem konservativen Lager ihr Fett ab. So hatte Trump die Spendengala zugunsten der Veteranen im Jänner als Gegenveranstaltung zu einer Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber beim konservativen Sender Fox News organisiert, die er aus Protest gegen die Moderatorin Megyn Kelly boykottierte. Mit Kelly hat er sich wieder versöhnt, indem er ihr ein Exklusivinterview gewährte.

Das Verhältnis Trumps zu den Medien ist allerdings zutiefst widersprüchlich: Schließlich fußt der Erfolg seiner Kampagne großteils auf seiner ständigen Medienpräsenz, mit der er alle anderen Präsidentschaftsbewerber aussticht. Die „New York Times“ rechnete im März vor, Trumps mediale Allgegenwart hätte einen Wert von knapp zwei Milliarden Dollar, müsste er sie selbst finanzieren - ein fast drei Mal so hoher Wert wie der von Hillary Clinton, seiner voraussichtlichen Rivalin bei der Wahl im November.

Der frühere Reality-TV-Moderator ist selber ein Meister der Kommunikation, der es versteht, die Medien für seine Zwecke einzuspannen. Nicht nur, dass er mit immer neuen starken Sprüchen die Aufmerksamkeit auf seine Person zentriert hält. Er steht den Nachrichtensendern ständig für - meist per Telefon geführte - Interviews zur Verfügung, gibt häufig Pressekonferenzen und setzt permanent Botschaften über seinen Twitter-Kanal ab.

Seine Wutausbrüche zeigen allerdings auch, dass er Widerspruch und kritische Nachfragen schwer verträgt. Dies belege, dass Trump „der legitimen Rolle einer freien Presse in einer freien Gesellschaft“ wenig Beachtung schenke, kommentierte die Zeitung „Washington Post“. Ob ihm sein rüder Umgang mit der Presse im Duell mit Clinton noch schaden wird, ist eine offene Frage. Moderaten und unabhängigen Wählern könnte womöglich ein Kandidat, der ständig gegen unbedachte Journalisten und andere Kritiker wütet, als nicht geeigneter Charakter für das Weiße Haus erscheinen.

Vertreter des republikanischen Establishments versichern jedoch, dass sich Trump als Präsident auch im Umgang mit den Medien mäßigen werde. Dagegen sprechen allerdings Trumps eigene Ankündigungen. In Aussicht gestellt hat er etwa auch, als Präsident die Gesetze gegen üble Nachrede verschärfen zu wollen - dies würde die juristische Verfolgung nicht genehmer Journalisten erheblich erleichtern.