Katastrophe im Juni 2013

Nach Hochwasser in Kössen: „Wir sind immer noch traumatisiert“

Fritz und Brigitte Flörl erinnern sich an das Hochwasser.
© Hotter

Vor genau drei Jahren hielt ein Hochwasser die Kössener Bevölkerung in Atem. Betroffene von damals berichten.

Von Miriam Hotter

Kössen — "Das sind Momente, die vergisst man sein ganzes Leben nicht", sagt Fritz Flörl, als er die Bilder vom 2. Juni 2013 anschaut. Sie zeigen, wie der heute 66-Jährige auf dem Dach seines Carports steht. Darunter wartet die Wasserrettung in einem Schlauchboot.

"Es ging alles so schnell", erinnert er sich an die ersten Stunden zurück. Es war vier Uhr Früh, als die Sirenen in Kössen heulten. „Meine Frau und ich sind zur Großache gegangen, um zu schauen, was los ist. Als wir dort waren, haben wir uns an den Händen genommen und sind dann weinend nach Hause gegangen. Wir wussten, was kommen würde", erzählt er. Das, was kam, war ein Hochwasser, wie es nur alle 100 Jahre eintritt. Zwei Stunden später stand das Erdgeschoß bereits unter Wasser. Das Ehepaar flüchtete in den ersten Stock und wartete auf Hilfe — zusammen mit dem Sohn, der Schwiegertochter und den beiden Enkelkindern, die aus dem eigenen Haus evakuiert worden waren.

Video-Beitrag über das Hochwasser in Kössen von Juni 2013:

"Mein Enkerl saß auf der Fensterbank und hatte Angst, dass wir ertrinken müssen", erinnert sich Brigitte Flörl. Wenig später kam die Wasserrettung und brachte die Familie in Sicherheit. Doch die Angst blieb. „Wir sind immer noch traumatisiert", sagt Flörl. Jedes Mal, wenn es länger regnet, geht er zur Großache und will sichergehen, dass sie nicht über das Ufer tritt. „Ein zweites Mal würden wir das psychisch und finanziell nicht packen." Der geschätzte Schaden beläuft sich auf 280.000 Euro.

"50 Prozent davon wurden vom Katastrophenfonds übernommen. Doch auf dem Rest bleiben wir sitzen." Ohne die Hilfe aus der Bevölkerung wäre es der Familie kaum möglich gewesen, mit dem Wiederaufbau zu beginnen — sei es durch Spenden oder durch tatkräftige Helfer. „Die Unterstützung war gigantisch", sagt Flörl und erinnert sich an drei junge Frauen aus Kundl, die von früh bis spät den Schlamm im Keller beseitigten. "Es waren so viele Leute da, die ich nicht gekannt habe. Da kommen einem die Tränen."

Große Hilfe erfuhr auch Markus Weingartner, nachdem das Hochwasser nicht nur seine Wohnung, sondern auch sein Restaurant samt Sportgeschäft zerstört hatte. „Ein Mann aus Hamburg hat im Fernsehen vom Hochwasser erfahren. Zwei Tage später war er hier und blieb eine Woche, um mir bei den Aufräum­arbeiten zu helfen", erinnert sich Weingartner.

Auch er hat die Bilder von damals noch genau im Kopf: "Als die Großache stieg, habe ich mein Auto und das Motorrad schnell zu einem Freund gebracht, der in einem höher gelegenen Haus wohnt", erzählt Weingartner. Als er zurückkam, stand er bereits knietief im Wasser. „Es war alles kaputt. Auch die Skischleifmaschine, die 20.000 Euro gekostet hat", erinnert er sich an den Moment, als er sein Sportgeschäft betrat.

Darüber aufregen kann sich Weingartner nicht. „Das sind alles materielle Dinge. Am wichtigsten ist, dass kein Mensch in den Wassermassen ums Leben kam."

Flug über das überschwemmte Kössen:

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