Duale Sprengelarztlösung in Sicht
Sprengelobmann Hansjörg Fuchs ist guter Dinge: Zwei Mediziner werden Hauptlast aus Ärztepool tragen.
Von Helmut Mittermayr
Reutte –Drei Uhr morgens, schwerer Autounfall, der Lenker stirbt. Der Notarzt kann nichts mehr machen – auch nicht den Tod offiziell werden lassen. Dazu ist er nicht befugt. Ein Sprengelarzt steht nächtens aber nicht zur Verfügung. Was tun? Der Hingeschiedene darf vom Feld neben der Straße nicht entfernt werden, bis der Totenschein ausgestellt ist. Schließlich wird ein Auge zugedrückt und der Leichnam in die Aufbahrungskapelle des Ortes gebracht. Erst am nächsten Vormittag ist der Sprengelarzt im Einsatz und lässt den Verblichenen nun auch behördlich im Jenseits ankommen. Keine erfundene Geschichte, sondern vor gar nicht langer Zeit im Außerfern passiert, wie ein Gemeindechef hinter vorgehaltener Hand erzählte. Der Mangel bringe solche Provisorien mit sich.
Das Griss um Sprengelarztstellen ist überschaubar geworden. Die Option 24/7, also 24 Stunden/7 Tage durchgehend erreichbar sein zu müssen, ist für viele Ärzte zusätzlich zu ihrer schon intensiven Tätigkeit nicht mehr vorstellbar. Trotz – inzwischen – gestiegener Bezahlung. Umso mehr freut sich der Lechaschauer Bürgermeister Hansjörg Fuchs als Obmann des Sanitätssprengels Reutte, dass nach dem Ausscheiden von Reinhold Pröll, der im Talkessel von Reutte 30 Jahre als Spengelarzt tätig war, nun doch eine Nachfolgeregelung in greifbare Nähe gerückt ist. „Ich bin dem Vilser Sprengelarzt Manfred Dreer sehr dankbar, dass er interimistisch eingesprungen ist und uns die Zeit überbrücken hilft, bis die sieben Talkesselgemeinden wieder über einen Sprengelarztdienst verfügen.“ Bereits im Juli soll ein Neustart möglich sein.
Fuchs: „Es schaut gut aus. Noch ist zwar nichts unterschrieben. Aber ein vor allem von zwei Ärzten getragener künftiger Pool dürfte die Arbeit übernehmen. Das sind Karin Haas aus Lechaschau und Paul Kerber aus Pflach. An den Wochenenden sollten weitere Ärzte aushelfen. Die Gespräche verlaufen positiv.“ Noch würden gewisse Schulungen ausstehen, gerade was den Bereich der psychiatrischen Einweisungen betrifft. Deshalb könne das neue Team mit der Totenbeschau ab Juli starten, die Weg- und Einweisungen etwas später, wahrscheinlich ab Frühherbst. Fuchs will sich über die Bezahlung nicht äußern. Ein Kompromiss sei gefunden worden. Die Ärztekammer hat tirolweit für 24 Stunden Bereitschaft 257 Euro brutto vorgeschlagen, die Talkesselbürgermeister 100 Euro – war aus einer Gemeinde zu vernehmen.
Karin Hass hofft, dass auch ihr Mann als Facharzt der Urologie zum Pool stoßen kann, was bisher wegen fehlender Berechtigungen nicht möglich ist. Dies werde in Wien abgeklärt – und wäre eine große Erleichterung für sie: „Aber prinzipiell bin ich trotz der zu erwartenden Belastung stolz, als Sprengelarzt tätig zu werden. Für mich war das immer ein sehr ehrenwertes Amt.“ Und Paul Kerber in knappen Worten: „Ich helfe jetzt gerne mit, alles einer Lösung zuzuführen und dann Teil eines Pools zu sein.“