Football, Politik und Andreas Hofer
Swarco-Raiders-Quarterback Sean Shelton fühlt sich in Tirol pudelwohl. Den zwei Spielen am Wochenende sieht er mit Anspannung entgegen.
Von Daniel Suckert
Innsbruck –Dass jeder Tiroler gerne die Geschichte von Freiheitskämpfer Andreas Hofer erzählt, könnte man in die Kategorie Klischee packen. Wenn man US-Import Sean Shelton jedoch über seine erste Zeit in der Tiroler Landeshauptstadt erzählen hört, denkt man darüber anders: „Ich war zwei Wochen hier und hatte schon viermal die Geschichte eures Helden gehört.“ Abgesehen davon hat sich der US-Amerikaner nicht nur gut eingelebt, er scheint sogar Wurzeln zu schlagen. Am Wochenende steht der Quarterback der Swarco Raiders gleich doppelt im Fokus.
Morgen (17.30 Uhr, Tivoli) kommt es zum mit Spannung erwarteten Vergleich mit einem US-College. Etwas, das sich nicht nur die heimischen Fans, sondern besonders die Kritiker schon lange gewünscht haben. Denn wo ist der österreichische Football-Meister im Vergleich mit den USA einzuordnen? Shelton: „Es lässt sich ganz schwer einschätzen, aber eines ist klar: Die College-Spieler sind schnell, wendig und sehr gut ausgebildet. Die müssen nicht überlegen, die funktionieren einfach.“
Funktioniert hat für den 91er Jahrgang auch der Sprung nach Tirol. Der Grund, überhaupt seiner Leidenschaft hierzulande nachzugehen, ist schnell erklärt. Es gibt nach dem College in den USA nur noch die kanadische Liga und die Profiliga NFL. Wer also nicht das Zeug für ganz oben hat, muss entweder den Kontinent wechseln oder auf den Sport mit dem Eierlaberl verzichten. „Was gibt es Schöneres, als für die Sportart, die man liebt, bezahlt zu werden, und zusätzlich noch in Ländern leben zu dürfen, die man für gewöhnlich nur bereisen kann?“, musste der Quarterback nicht lange überlegen.
Über Frankreich und Finnland ging es dann 2015 nach Innsbruck. Und hier verliebte er sich. In die Stadt, die Natur und in eine Tirolerin. Bei ihr und ihrer Familie fand die Nummer 12 der Raiders eine zweite Heimat. Shelton: „Ich kann mir gut vorstellen, noch sehr lange hierzubleiben. Aber schauen wir, was kommt.“
Dass sich die kritiklose Freundlichkeit gegenüber den US-Amerikanern in den letzten Jahren gewandelt hat, nahm der 190 cm große Akteur sehr wohl zur Kenntnis. „Die Europäer sind politisch interessiert, kennen sich auch mit unserer Politik aus. Das hat mich überrascht“, erklärt Shelton und fügt an: „Natürlich muss ich mich mit Kritik auseinandersetzen, aber es gibt auch sehr viel Fehlinformationen, die man über uns verbreitet. Diesen Dialog suche ich dann gerne.“
Nicht ganz so gerne blickt Shelton auf den Sonntag. Denn nach dem Duell mit dem College gibt es keine Verschnaufpause – 24 Stunden später geht es in Jenbach gegen Laibach weiter.