Kreditversicherer erwartet 2017 mehr Insolvenzen in Deutschland

Berlin (APA/Reuters) - In Deutschland drohen nach Prognose des Kreditversicherers Euler Hermes erstmals seit Jahren wieder mehr Firmenpleiten. In diesem Jahr dürfte die Zahl der Insolvenzen stagnieren und 2017 dann um 1 Prozent steigen, sagte das Unternehmen am Donnerstag voraus. Zuvor waren sie sechs Mal in Folge gesunken und erreichten 2015 ein Rekordtief.

„Damit schlägt sich Deutschland bei den Insolvenzen zwar besser als der weltweite Durchschnitt, aber trotzdem sind die Jahre des steten Rückgangs vorbei“, sagte der Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe, Ludovic Subran. „Der Erholungszyklus nach der Wirtschaftskrise ist beendet, jetzt ist wieder alles auf Null, das Spiel beginnt von vorne.“

Das Bruttoinlandsprodukt dürfte heuer zwar mit 1,7 Prozent erneut robust wachsen. „Aber als exportstarke Nation leiden deutsche Unternehmen vor allem auch unter den Entwicklungen bei wichtigen Handelspartnern“, erklärte Subran. Mit den USA, Großbritannien und China verzeichneten gleich drei der fünf wichtigsten Handelspartner mehr Pleiten.

Besonders stark gestiegen sei das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit in der deutschen Textilbranche. Aber auch die Transport- und Metallbranche blieben Wackelkandidaten mit erheblichem Risiko. Der Handels- und Dienstleistungssektor sowie die Baubranche hätten zwar zuletzt allesamt einen Rückgang verzeichnet. Dennoch gebe es hier immer noch die meisten Pleiten.

2015 meldeten die deutschen Amtsgerichte 23.123 Unternehmensinsolvenzen. Das waren vier Prozent weniger als 2014 und der niedrigste Stand seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger summierten sich auf rund 17,5 Mrd. Euro.