Kunst

Wirkliches neu „verwurschtelt“

© artdepot

Drei kunstvoll ironische Spieler mit der Wirklichkeit im Innsbrucker artdepot.

Von Edith Schlocker

Innsbruck –Dass der Name ihrer gemeinsamen Ausstellung „puh, so kurz vor weihnachten“ mehr als sonderbar ist, geben Thomas Palme, Ren­é Stessl und Christian Eisenberger unumwunden zu. Gehe auf den Stoßseufzer zurück, den Birgit Fraisl bei ihnen provozierte, als sie ausgerechnet am 24. Dezember von ihnen wissen wollte, welchen Namen sie ihrem ersten gemeinsamen Auftritt im Innsbrucker artdepo­t geben wollen.

Ein Titel, der sich letztlich als keine schlechte Wahl herausstellen sollte, verbindet als Künstler die beiden Steirer Stessl und Eisenberger und den aus dem Allgäu stammenden Palme – außer ihrer gemeinsamen Kölner und Innsbrucker Galeristin – auf einen ersten Blick nicht viel.

Irgendwie weihnachtlich geht mit viel Fantasie allerdings die Installation von René Stessl durch. Hat er doch vier Tannenbäume in das art­depot gestellt bzw. gehängt. Umhängt von drei Bergbildern, mit denen der Wahl-Kölner seine Sehnsucht nach der alten Heimat abreagiert, zu dessen politischer Verfasstheit der Künstler eindeutig Stellung bezieht. Wenn auch wesentlich dezenter, als es Christian Eisenberger in seinen Collagen tut. Das Material, mit dem dieser höchst fantasievoll jongliert, findet er in Büchern oder Zeitschriften. Um es „neu zu verwurschteln“, wie er sagt. Wenn er etwa ein schickes Auto mit den Fresken der Sixtinischen Kapelle überzieht oder einem Frauenkörper ein Zebramuster verpasst. Aber auch so manchen prallen Arschgesichtern begegnet man in Eisenbergers schrillem Kaleidoskop, in dem er oft hart an der Grenze zum Pornographischen dahinschrammt. Eisenberger versteht sich letztlich aber als sehr politischer Künstler, um durch ein spielerisches Verschieben von Wirklichkeiten den Finger in offene gesellschaftliche Wunden zu legen. Dass er sich dabei oft drastischer voyeuristischer Tricks bedient, ist ihm als Mittel zum Zweck dabei sehr hilfreich.

Solche braucht Thomas Palme nicht. Sind seine großformatigen Zeichnungen doch an sich schon spektakulär genug, um die Augen zu reizen. Die Diskussion in Deutschland, jed­e sexistische Werbung zu verbieten, hat ihn in seinem nach Innsbruck mitgebrachten Zyklus zum Fußfetischisten werden lassen. Die nicht wirklich sexy Treterchen gehören allerdings eigenartigen, trotz ihrer offenherzigen Posen auch nicht wirklich verführerischen Bunnys. Viel Ironie im Umgang mit aktuellen Zu- und Umständen ist hier im Spiel, formuliert in einer kunstvoll trashigen Handschrift, in der schriftlich formulierte Botschaften eine zentrale Rolle spielen.

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