Euro 2016

Immer ein Bangen um Marc Janko

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Der 2:1-Sieg über Malta machte es möglich: Österreich geht als Nr. 10 der Welt in die EM. Und mit einer Sturmformation, in der hinter Janko ein Loch klafft.

Von Hubert Winklbauer

Wien –Was Österreich Red Bull Salzburg ist, ist der Schweiz der FC Basel. Basel und die Bullen sind in ihren Ländern „die da oben“ – die anderen sind „die da unten“. Basel hat mit 14 Punkten Vorsprung auf Young Boys Bern und 29 (!) auf den drittplatzierten FC Luzern den Titel gewonnen. Wenn Basel kommt, ist der Strafraum der Gegner so etwas wie ein aus Angstschweiß genährtes Feuchtbiotop. Ein ideales Terrain für eine Strafraumkobra wie Marc Janko. Bei den Bullen war er 2008/09 mit 39 Treffern noch besser, aber für Basel netzte Janko in dieser Saison in 20 Spielen 16-mal ein. Seine 26 Tore fürs ÖFB-Team kommen nicht von ungefähr.

Aber Janko ist nicht mehr der Jüngste, er ist sogar der Teamälteste – und verletzungsanfällig. Und er wird morgen mit Garantie „Sturmbock“ im Koller-System gegen die Niederlande sein. Den holländischen Fußball kennt er. Für Twente Enschede hat er 2010 bis 2012 in 45 Spielen 24 Treffer erzielt. Seit seiner Zeit bei Twente Enschede verbindet den ÖFB-Goalgetter mit Oranje-Stürmer Luuk de Jong eine Freundschaft, die im Wiener Ernst-Happel-Stadion nur für 90 Minuten auf Eis gelegt wird. Fakt ist, dass Janko der einzige Stürmer im ÖFB-Aufgebot von erwiesener internationaler Qualität ist. Wie in der Quali wird auch im letzten Test vor der EM um ihn gebangt werden: Tu dir nicht weh, Marc!

Seine möglichen Ersatzleute heißen Lukas Hinterseer und Rubin Okotie: Hinterseer hat in dieser Saison in 28 Spielen für Ingolstadt sechsmal getroffen. Rubin Okotie hatte es für den Zweitligisten 1860 München in 32 Einsätzen auf acht Treffer gebracht.

Die Teambilanz ist auch keine aufregende: Hinterseer hat in acht Teamspielen noch nie getroffen, Okotie in 16 Teamspielen zweimal eingenetzt. Jedes Mal mit einem „goldenen Tor“: Seine Treffer fixierten in der EM-Qualifikation den 1:0-Sieg über Montenegro und den 1:0-Sieg über Russland.

In einer Wahl zur qualitativ besten Formation des ÖFB-Teams wäre die vorderste wohl ohne Chance. Aber was macht das den rotweißroten Team-Fans? Keine Sorgen! Ist es nicht so, dass Nationalhelden als Top-Ten-Nation in die Fußball-EM gehen werden? Der jüngste 2:1-Sieg über Malta hat dafür gesorgt, dass sich die Engländer im Welt-Ranking wieder hinter Österreich einreihen müssen. Österreichs EM-Auftaktgegner Ungarn rangiert auf Platz 20, Portugal auf Rang acht und Island 34. Von den EM-Teilnehmern sind nur Belgien (2.), Weltmeister Deutschland (4.), Europameister Spanien (6.) und Gruppengegner Portugal (8.) besser klassiert als das ÖFB-Team. Und so geht Österreich morgen auch als Favorit in die Partie gegen die Niederlande.

Wer hätte das vor einigen Jahren noch gedacht? Der Europameister von 1988 war auch dreimal in einem WM-Finale gestanden: 1974 (besiegt von Deutschland), 1978 (besiegt von Argentinien), 2010 (besiegt von Spanien). Spieler wie der große Johan Cruyff, Rekordnationalspieler Edwin van der Sar, Frank de Boer, Patrick Kluivert, Dennis Bergkamp, Ruud von Nistelrooij, Robin van Persie, Marco van Basten, Ruud Krol, Marc Overmaas, Ronald Koeman oder Arjen Robben hatten jahrelang den europäischen Fußball mit geprägt. Ob das bald unsere Kicker tun?

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