Geldpolitik

EZB lässt Leitzins unverändert bei 0,0 Prozent

Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB)
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Volkswirte rechnen mit einer längeren Phase ohne Änderungen an der ultralockeren EZB-Geldpolitik. Ab Juni wollen die Währungshüter auch Firmenanleihen kaufen.

Wien – Die Europäische Zentralbank (EZB) hält den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Das beschloss der EZB-Rat nach Angaben der Notenbank am Donnerstag bei seiner auswärtigen Sitzung in Wien. Auch der Strafzins, den Banken zahlen müssen, wenn sie Geld über Nacht bei der EZB parken, bleibt unverändert bei minus 0,4 Prozent.

Weiter gab die EZB heute bekannt, dass sie ab dem 8. Juni Unternehmensanleihen ankaufen wird.

Volkswirte rechnen mit einer längeren Phase ohne Änderungen an der ultralockeren Geldpolitik. Es brauche noch Zeit, um die Wirkung zuletzt beschlossener Maßnahmen bewerten zu können, hatte kürzlich etwa EZB-Chefvolkswirt Peter Praet bekräftigt.

EZB will zwei Prozent Inflation

Erst im März hatten die Währungshüter ihren Kurs gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche drastisch verschärft. Erstmals wurde der Zins, zu dem Banken frisches Zentralbankgeld bekommen, auf Null gesenkt. In Staatsanleihen und andere Wertpapiere steckt die EZB noch mehr Geld: 80 Milliarden Euro monatlich.

Die Geldflut soll die Kreditvergabe ankurbeln und so Wachstum und Inflation anschieben. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Konjunkturrisiko. Darum strebt die EZB mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an.

Im Mai lag die Inflationsrate im Euroraum laut vorläufigen Zahlen mit minus 0,1 Prozent zwar weiter im negativen Bereich. Die Rate dürfte sich nach Einschätzung von Ökonomen aber zum Jahresende in Richtung ein Prozent bewegen. Dafür spricht etwa der anziehende Ölpreis.

EZB will ab Juni auch Firmenanleihen erwerben

Die EZB wird ab achten Juni auch Firmenanleihen kaufen. Ab dann wollen die Währungshüter mit dem Erwerb beginnen, wie die Notenbank am Donnerstag nach der Zinssitzung in Wien mitteilte. Weitere Details zu den Käufen erhoffen sich Investoren am Nachmittag von EZB-Präsident Mario Draghi.

Mit dem Erwerb von Firmenanleihen wollen die Euro-Wächter unter anderem dafür sorgen, dass die Zinsen dieser Papiere sinken. Damit wollen sie die Kreditbedingungen für Unternehmen verbessern, Neuemissionen anregen und so der Wirtschaft mehr Schub verleihen. Maximal bis zu 70 Prozent einer einzelnen Emission sollen aufgekauft werden.

Bei Titeln staatsnaher Unternehmen liegt die Schwelle niedriger. Die Papiere müssen eine Laufzeit von sechs Monaten bis 30 Jahre haben und zudem von den Rating-Agenturen mit einer guten Bonitätsnote eingestuft sein.

Wie Reuters vorab von Insidern erfuhr, soll das Programm zunächst auf Sparflamme laufen. Sobald das Angebot größer wird, soll den Informationen zufolge der monatliche Umfang allmählich auf 5 bis 10 Mrd. Euro gesteigert werden. Die Währungshüter hatten im März beschlossen, ihr billionenschweres Wertpapier-Kaufprogramm um Firmenbonds zu ergänzen. (APA, dpa)

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