Salzburger Erzbischof Lackner kritisierte erweitertes Bettelverbot
Salzburg/Graz (APA) - Die am 1. Juni 2016 in Kraft getretene Ausweitung der Bettelverbotszonen in der Stadt Salzburg hat für Kritik von kirc...
Salzburg/Graz (APA) - Die am 1. Juni 2016 in Kraft getretene Ausweitung der Bettelverbotszonen in der Stadt Salzburg hat für Kritik von kirchlicher Seite gesorgt. „Ich halte mich normalerweise von Demonstrationen fern, aber Betteln ist ein Menschenrecht“, sagte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Mittwochabend laut Kathpress bei einer Protestkundgebung in der Salzburger Altstadt.
Lackner appellierte an die Stadt, das vor wenigen Tagen von SPÖ, ÖVP und FPÖ im Gemeinderat beschlossene erweiterte Bettelverbot zurückzunehmen. Man müsse dort seine Stimme erheben, wo jemand nicht genug zum Leben habe: „Genau das nehmen wir in dieser Stadt wahr, dass es Brüder und Schwestern gibt, die nicht einmal das Nötigste haben“, sagte der Erzbischof.
Dass es anders geht, schilderte am Mittwochabend auch der Grazer Armenpfarrer Wolfgang Pucher. Die von ihm gegründete Vinzenzgemeinschaft in Graz bemühe sich, nach anfänglichen heftigen Widerständen allen Roma, die als Bettler in die steirische Landeshauptstadt kommen, Quartiere und Essen sowie Rechtsschutz zu bieten. Es gebe kaum noch Beschwerden. „Warum ist das in der reichen Stadt Salzburg nicht möglich“, fragte Pucher.
Wie die „VinziWerke“ am Donnerstag in einer Aussendung mitteilten, werden in Graz täglich bis zu 135 Armutsmigranten betreut. Dafür werden pro Person im Schnitt 3,77 Euro pro Tag benötigt. „Damit ist eine niederschwellige Betreuung garantiert - mit warmer Mahlzeit, einem Schlafplatz und Waschgelegenheiten.“ Für Kritik sorgten auch jene 55.000 Euro, welche die Stadt Salzburg für einen Wachdienst ausgibt, um die Bettler von ihren Notunterkünften unter den städtischen Brücken zu vertreiben. Würde das Geld „in Menschlichkeit“ investiert, könnte die Stadt Salzburg 88 Roma ein halbes Jahr lang betreuen. Die Politik habe indes harte Maßnahmen gegen Notleidende ergriffen, beklagten die „VinziWerke“.