Feines Klavier, dickes Orchester
Innsbruck – Italien als Stichwort für das letzte Meisterkonzert dieser Saison – es blieb bei der begrifflichen Anhäufung: Auf dem Programm d...
Innsbruck –Italien als Stichwort für das letzte Meisterkonzert dieser Saison – es blieb bei der begrifflichen Anhäufung: Auf dem Programm die „Elegia eroica“ für großes Orchester des 1883 geborenen Turiners Alfredo Casella und die „Italienische“ Symphonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy; am Pult der italienische Dirigent Gianandrea Noseda, als Solist für Bela Bartóks Klavierkonzert Nr. 3 der junge Francesco Piemontesi aus der italienischen Schweiz.
Die Münchner Philharmoniker waren im Congress in üppiger Besetzung am Werk. Nun war der Italiener Casella schon als Teenager nach Paris gekommen und wurde erst mit Scarlatti, Bach, Haydn, Mozart und Beethoven vertraut, bevor er die Musik seiner Heimat, in die er zurückkehrte, genauer kennen lernte. Als Komponist beeinflussten ihn nicht die Franzosen, sondern Strauss und Mahler. Die 1916 entstandene „Elegia eroica“ mochte er als „Trauer-Triptychon“ beschreiben, sie verarbeitet die Schrecken des Ersten Weltkriegs trotz anhebendem Klagegesang mit massivem Pathos. Von der Heroisierung der italienischen Kriegshelden gelangte Casella zwanzig Jahre später in der Oper „Il deserto tentato“ zur Verherrlichung von Mussolinis faschistischer Eroberungspolitik.
Noseda nahm die stampfenden Rhythmen Casellas mit noch immer zu großem Orchesterapparat (über sechs Kontrabässe) mit in Mendelssohns „Italienische“, klanglich kompakt gedrängt und dadurch kaum transparent. Das Orchester hat hervorragende Solisten, was nicht zuletzt seine Kammermusik-Schiene im Erler Festspielhaus Erl beweist, aber die hatten wenig Chancen.
Blieb Bartóks drittes Klavierkonzert in seiner zarten Textur, blieb vor allem der junge Piemontesi als hochmusikalischer Pianist, spielerisch vital und weich, auch wenn ihn das Orchester hin und wieder bedrohte. Piemontesis Mozartschulung war hörbar, ebenso Debussys Lichtspiel und Schumanns Freiheit – mit Bartóks hier lockerer Rhythmik eine hochfeine Interpretation. (u.st.)