Brexit - Juncker: Briten sind weit europäischer als sie denken

Brüssel/London (APA) - Der Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, hat sich drei Wochen vor dem britischen Referendum erneut für einen Verbleib Großbritanniens in der EU ausgesprochen. „Ich will, dass Großbritannien bleibt. Sie sind weit europäischer als sie denken“, sagte Juncker Donnerstagabend bei der Abschlussdiskussion des zweitägigen „European Business Summit“ in Brüssel.

Großbritannien sei das Land Nummer 1 wenn es darum gehe, europäische Entscheidungen in nationales Recht umzusetzen. Die Entscheidung liege nun bei der Bevölkerung, aber „ich hoffe, dass sie für uns und Großbritannien ein gutes Ergebnis bringt“, so der Kommissionspräsident. Er schätze den britischen Pragmatismus und die Art, wie sich Briten komplizierten Themen nähern.

Juncker hat heute eindringlich vor Populisten gewarnt und verwies auf „große Tragödien“, die Europa schon durchgemacht habe. Sein Vater sei Soldat im 2. Weltkrieg gewesen, „gezwungen von diesen Idioten“. „Ich will nicht, dass sich diese Geschichte wiederholt“, betonte Juncker. Man müsse dagegen kämpfen, denn die EU sei ein Projekt gegen den Krieg und für Frieden und Freiheit.

Angesprochen auf das umstrittene Freihandelsabkommen der EU mit den USA (TTIP) meinte Juncker, dass er nicht ein großer Fan sei, aber er sehe die Gründe, warum man es brauche. Es ergebe Sinn, dass die zwei größten Binnenmärkte zusammenarbeiteten. Aber die EU werde nicht alles erfüllen, was die Amerikaner gerne erfüllt sehen würden, sagte Juncker. Die EU habe ihre eigenen Normen und Standards, die nicht unterwandert würden. Juncker hat das Thema zuletzt beim G-7-Treffen in Japan mit US-Präsident Barack Obama besprochen.