Tirol

Tiroler Bier ausnahmsweise vor vier

Bier aus Tirol für fast jeden Geschmack. Edith, Heidi und Manuela (v. l.) mit je einer unterschiedlichen Kostprobe im Glas.
© Thomas Böhm

Tirol mausert sich zu einem Land der Bierbrauer. Kleinproduzenten aus dem ganzen Land luden zum Verkosten nach Hall.

Von Markus Schramek

Hall –Kein Bier vor vier? Dieser – ohnehin nicht in Stein gemeißelte – Grundsatz wurde gestern am Oberen Stadtplatz in Hall außer Kraft gesetzt. Bei der 1. Tiroler Braukost schenkten heimische Bierbrauer schon ab dem Vormittag vollmundige, alkoholische Kostproben auf der Basis von Hopfen, Wasser und Malz ein. Das sind immer noch die Hauptzutaten von Bier.

„Think global, drink local“ könnte man als Motto dieser Verkostung gelten lassen. Denn Bier von kleinen Betrieben aus der näheren Umgebung liegt im Trend. Die Zahl der Brauereien steigt. Der Craft-Beer-Boom – Biere aus handwerklicher, nichtindustrieller Produktion – liefert dafür einen starken Impuls.

So gibt sich der Bierbrauer Bierol ganz international: „First Craft Beer Brewery Tirol“ nennt sich dieser Betrieb aus Schwoich im Unterland. 50.000 Liter Bier pro Jahr füllt er ab. Handel und Gastronomie sind von der Qualität der Produkte schon überzeugt und daher fixe Abnehmer.

Bierol-Brauer Christoph Bichler hat verschiedene Ales und ein dunkles Haselnussbier im Sortiment. Letzteres findet Manuela ziemlich gelungen. Sie genehmigt sich mit ihren Freundinnen gerade eine Kostprobe.

Christoph erläutert, worauf es beim Bierbrauen ankommt: „Die Farbe kommt vom Malz, die Würze und die Bitterkeit vom Hopfen. Der ist beim Bier so wichtig wie das Salz beim Kochen.“

Hopfenart und -dosis bestimmen die Geschmacksnoten der Biere: von exotisch-fruchtig bis edelherb. Weil Hopfen in Tirol nicht angebaut wird, findet zumeist solcher aus Bayern Verwendung.

Ein paar Stände weiter ist ein Dreiergespann von Männern am Ausschank: Sebastian, Alex und Martin, die Neidhartinger aus Kolsass. Sie verstehen sich als Hobbybrauer. „Wir haben Bier ursprünglich nur für uns selbst hergestellt“, erzählt Martin. Inzwischen sind es pro Jahr bis zu 1200 Liter. Sie werden am Neidhart Hof, als bäuerliches Nebenprodukt, verkauft. „Kolsasser Helles“ und das dunklere „Bernstein Märzen“ (zwei Hopfensorten) sind die Standardbiere. Zu Weihnachten gibt es einen speziellen Gerstensaft mit einem Schuss Honig, Zimt und Nelken.

Die weiteste Anreise nach Hall nahmen zwei Mitarbeiter von Vilser Bergbräu auf sich. Deren Betrieb ist mit jährlich 150.000 Litern Bier schon ein größerer unter den Kleinen. 2013 wurde die Brauerei gegründet. Die Biertradition im Außerferner Grenz- ort reicht aber bis ins 15. Jahrhundert zurück.

Die Vilser Produktpalette ist auf regionale Besonderheiten abgestimmt. So gibt es ein „Lechweg Bier“ für Wanderer (und andere). „Die Flasche ist klein und handlich, der Alkoholgehalt geringer“, erläutert Bergbräu-Mitarbeiter Benjamin Hosp. Und für das „Zugspitzbier“ wird Wasser verwendet, das direkt aus dem Einzugsgebiet des gleichnamigen Bergriesen stammt.

Beim Haller Publikum kam Gerstensaft „made in Tyrol“ prächtig an. Es wurde angeregt gefachsimpelt und natürlich gekostet. Und manch ein Sechsertragerl fand gleich den Weg mit nach Hause. Für das Bier nach vier.

Christoph Bichler von Bierol in Schwoich liebt Biere mit kräftigen Hopfennoten.
© Thomas Böhm
Sebastian, Alex und Martin (v. l.), die Neidhartinger aus Kolsass, produzierten früher nur für den Eigenbedarf.
© Thomas Böhm

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