Tirol

Jetzt rüsten Bauern auf Masthühner um

Die Hühner von Bauer Rene Riml haben viel Auslauf.
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Huhn statt Milch: Auf der Suche nach neuen Alternativen entdecken immer mehr Tiroler Bauern die Haltung von Jungmasthühnern. Es gibt aber Ängste, dass zu viele auf den Boom aufspringen.

Von Liane Pircher

Innsbruck, Längenfeld –Es war eine Umstellung, die sich Rene Riml noch vor einigen Jahren nicht vorstellen hätte können: Auf einem der beiden Hofbetriebe seiner Familie im Ötztal rennen seit Februar hunderte Masthühner im Stall und auf den Wiesen herum. Bis zur Umstellung auf das „Bio-Alpenhendl“ hatte die Familie an dieser Stelle einen Mutterkuh­betrieb: „Wir wollten nicht länger etwas produzieren, das zwar gefördert wird, aber in Wirklichkeit keiner braucht“, erklärt der Bauer.

Im Herbst wurde der Stall in Burgstein komplett umgebaut. Jetzt gibt es Platz für 2500 Masthühner samt Räumlichkeiten für eine eigene Hofschlachtung. In einer exklusiven Kooperation mit einer regionalen Supermarkt-Kette betreiben die Rimls nun von der Aufzucht der gelieferten Ein-Tages-Küken bis hin zur Endmast und Schlachtung einen kompletten Bio-Betrieb für Geflügel. „Wir haben Hühner und Hähne, die wir aufziehen und im Alter von sieben bis neun Wochen vor Ort schlachten und verarbeiten. Die Tiere bekommen keine Antibiotika wie in großen Mastbetrieben“, erklärt Riml.

Der Preis pro Kilo: 15 Euro. Nicht wenig, wenn man weiß, dass es im Supermarkt italienische Geflügel-Ware bereits zum Kilo-Preis von drei, vier Euro zu haben gibt. „Zum Glück gibt es einen Teil der Konsumenten, dem es nicht egal ist, wie die Tiere aufwachsen, bevor sie am Teller landen.“

Etwa 10 bis 15 Prozent der Kunden seien bereit, mehr zu bezahlen, wenn sie dafür beispielsweise Bio-Qualität bekommen würden. Egal, ob Bio oder konventionell im Kleinbetrieb produziert: Dass in Tirol (hier gab es bis vor wenigen Jahren keinen einzigen Betrieb für Masthühner) ein Markt für Geflügel da ist und dieser momentan boomt, sieht auch die Landwirtschaftskammer Tirol so, die vor Kurzem eine eigene Geflügelfachtagung organisierte.

Im kleineren Rahmen, dafür aber fast ausschließlich im Direktvertrieb und in Zusammenarbeit mit dem nahen Hotel Schwarz betreibt die Familie Grabner vom Steirerhof in Mieming einen Hühnerhof. Neben 1400 Legehühnern werden hier 14-tägig jeweils 200 aufgezogene Masthühner geschlachtet. Die Nachfrage sei groß, die Leute kämen von Innsbruck bis ins Unterland, um ihr Henderl direkt am Hof zu holen, erklärt die Bäuerin Caro Grabner. Ihr Betrieb sei zwar offiziell nicht als Bio-Betrieb zertifiziert, aber im Prinzip produziere man hier „Natur pur“: „Unsere Hühner bekommen null Antibiotika und werden zum Schlachten keinen einzigen Kilometer im Lkw transportiert“, erklärt Grabner. Die Voll­erwerbsbäuerin sieht in den Masthühnern – wie viele Bauern – eine neue Alternative zur Milch, sagt aber auch: „Die Gefahr ist allerdings, dass zu viele Bauern jetzt aufs Huhn kommen und dann ist es plötzlich dasselbe wie bei der Milch, dass es ein Zuviel gibt. Dann kann wieder keiner davon leben und die Preise für Eier und Hühnerfleisch rasseln in den Keller.“ Außerdem würde mit der Zahl von Betrieben in unmittelbarer Nähe die Gefahr von Übertragungen im Falle von Krankheiten steigen. In Tirol fehle den Bauern die Vielfalt an neuen ­Ideen, sagt Andreas Grabner.

Dass Mastbetriebe generell und österreichweit im Steigen begriffen sind, zeigen auch jüngste Zahlen der Statistik Austria. Verglichen mit dem Vorjahr stieg die Zahl der Masthühner im letzten Jahr um 8,3 Prozent auf 91,4 Millionen Stück.

Aus den ehemaligen Milchbauern Caro und Andreas Grabner wurden komplette Geflügelbauern, die auf Eier und Fleisch setzen.
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Der Ötztaler Bauer Rene Riml setzt bei seinen Masthühnern voll auf Bio.
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