Jäger zogen bei Vollversammlung Schlussstrich
Angekündigte Revolutionen finden bekanntlich nicht statt: Die Vollversammlung des Tiroler Jägerverbands entlastete gestern den Vorstand.
Von Matthias Reichle
Absam –Streckenweiseemotional und kämpferisch, am Ende jedoch mit einem Friedensschluss – so verlief die Vollversammlung des Tiroler Jägerverbands Samstagvormittag. Überschattet wurde die Veranstaltung von einem Bericht der Rechnungsprüfer, die Mängel in der Budgeterstellung und Haushaltsführung aufzeigten und die Grundsätze der Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit in Zweifel zogen – die TT berichtete.
Die Delegierten stimmten gestern trotzdem mehrheitlich für den Jahresabschluss. Es gab lediglich eine Gegenstimme, mehrere der Stimmberechtigten hatten den Saal jedoch vor der Abstimmung verlassen.
Landesjägermeister Anton Larcher hatte aufgrund der Kritik eine externe Prüfung angeordnet. Es stimme ihn traurig, dass „eine kleine Gruppe nichts Besseres zu tun hat, als mit haltlosen Vorwürfen der Jägerschaft zu schaden“, spielte er auf Konflikte innerhalb des Verbandes an.
Die Emotionen kochten über, als Larcher dann statt der gewählten Rechnungsprüfer Josef Gruber und Sieghard Niedrist den externen, von ihm betrauten Wirtschaftsprüfer Johannes Marsoner auf die Bühne rief, der die Kritik entkräften sollte. Da sprang Gruber, der im Publikum saß, auf. „Ich mache den Bericht ... wo sind wir denn?!“, rief er. Larcher gab dem nach, rief aber in Erinnerung, dass er die Versammlung leite. „Leider“, konterte Gruber – und entschuldigte sich später für den emotionalen Ausrutscher.
Gruber kritisiert u. a. die hohen Kosten für die Eröffnungsfeier der neuen Geschäftsräume von 72.674 Euro, Zahlungen an ein Medien- und PR-Beratungsunternehmen in Höhe von 20.160 Euro, obwohl eine Mitarbeiterin in Vollzeit für diese Aufgabe abgestellt sei, den Zukauf von Beratungen rund um den neuen Shop des Jägerverbandes (8785 Euro), die ausufernden Kosten bei Ankauf und Adaptierung der neuen Geschäftsstelle sowie die hohen Betriebskosten. Auch Zugriffe auf Rücklagen standen in der Kritik der Prüfer.
Larcher hatte zuvor versucht, durch eine Aufschlüsselung der Kosten etwas Licht in die Sache zu bringen und die Sinnhaftigkeit der Ausgaben zu erläutern. Marsoner befand den Jahresabschluss für in Ordnung.
Am Ende gab es ein Shakehands zwischen Larcher, Gruber und Niedrist. Gruber akzeptierte die Entscheidung des „höchsten Gremiums“, blieb aber bei seiner Kritik. Er habe nie empfohlen, den Vorstand nicht zu entlasten, es sei ihm darum gegangen, Mängel aufzuzeigen.
Mehrere Redner forderten auf, Kritik künftig intern zu regeln. Etwa LHStv. Josef Geisler, der im Jägerverband eine zeitgemäße Interessenvertretung sah. „Es wäre erfolgsversprechend, in diese Richtung weiterzuarbeiten, wenn nicht einige Damen und Herren auf dem Rücken der Jägerschaft ihre Befindlichkeiten austragen würden.“ Das Land wird den Rechnungsbericht nun prüfen. Im Verband überlegt man, die Buchführung künftig auf eine zeitgemäßere Form umzustellen.