Fußball-EM - Österreichs Teamcamp von Hochkulturfestivals umzingelt

Aix-en-Provence/Avignon (APA) - Die Ruhe haben sie gesucht - im Zentrum des südfranzösischen Festivaltreibens sind sie gelandet: Österreichs...

Aix-en-Provence/Avignon (APA) - Die Ruhe haben sie gesucht - im Zentrum des südfranzösischen Festivaltreibens sind sie gelandet: Österreichs Teamkicker beziehen am kommenden Mittwoch (8. Juni) ihr Quartier für die Fußballeuropameisterschaft. Das Hotel „Moulin de Vernegues“ in Mallemort liegt im Herzen der Provence - und genau in der Mitte zwischen den berühmten Städten Aix und Avignon. Dort geht es aber erst im Juli richtig los.

Sollte die heimische Auswahl neben ihren Körpern auch ihre Kenntnisse im Bereich der klassischen Musik auf Vordermann bringen wollen, dann bietet sich das schon legendäre Festival d‘Aix-en-Provence an. 40 Minuten mit dem Auto oder knappe zwei Stunden mit dem Fahrrad liegt das kulturelle Zentrum der Region vom ÖFB-Hotel entfernt. Seit 1948 finden in der 150.000-Einwohner Stadt Aix die Musikfestspiele statt, die einst als Mozart-Festival begannen und sich nach wie vor der Oper und der klassischen Musik widmen.

Dabei bietet das Festival viele Inszenierungen unter freiem Himmel, bildet der Hof des Erzbischofspalastes doch den historischen Kern der Veranstaltung. Neben vielen anderen Locations steht seit 2007 aber auch das Grand Theatre de Provence zur Verfügung. Nachdem die heurige Ausgabe am 30. Juni startet, böte sich etwa die Premiere einer „Cosi fan tutte“ in der Regie von Christophe Honore am Eröffnungstag, Händels Oratorium „Il trionfo del tempo e del disinganno“ (ab 1. Juli) oder eine „Pelleas et Melisande“ in der Interpretation von Katie Mitchell (ab 2. Juli) an - zumindest theoretisch. Praktisch ist die ÖFB-Equipe dann entweder bereits heimgereist oder konzentriert sich auf ihre Viertelfinalbegegnung, die am 1. oder 3. Juli zu bestreiten wäre.

Wer von Mallemort nicht gen Südosten, sondern nach Nordwesten aufbricht, kommt nach Avignon. Die 90.000-Einwohner-Stadt liegt in etwa gleich weit entfernt vom Trainingslager wie Aix und kann ebenfalls mit einem renommierten Kultur-Event aufwarten. Beim Festival d‘Avignon, das 1947 von Jean Vilar gegründet wurde, stehen vor allem das Theater und der Tanz im Mittelpunkt. Auch hier wird die gesamte Stadt mit zahlreichen Veranstaltungen bespielt. Bei der heurigen 70. Ausgabe wird zur Eröffnung am 6. Juli - parallel zum ersten Halbfinale - „Die Verdammten“ nach dem gleichnamigen Film von Luchino Visconti gegeben. Danach gastieren u.a. der Pole Krystian Lupa mit Thomas Bernhards „Heldenplatz“ oder die junge Österreicherin Cornelia Rainer mit ihrem Salzburger „Lenz“ beim Festival, das unter Leitung von Olivier Py steht.

In Orange, 30 Kilometer nördlich von Avignon, hat sich ein römisches Theater erhalten, das heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Bei den Konzerten und Aufführungen des berühmten Opernfestivals „Choregies d‘Orange“ finden 8.300 Besucher auf den Stufen Platz. Ab 9. Juli stehen hier u.a. „Madama Butterfly“ und „La Traviata“ auf dem Programm.

Wer es weniger klassisch mag, muss von Mallemort in westliche Richtung aufbrechen. Nach 70 Kilometer kommt man nach Arles, wo beim renommierten Fotofestival „Les Rencontres de la Photographie d‘Arles“ ab 4. Juli jede Menge Ausstellungen und Veranstaltungen die historischen Gebäude der Stadt beleben. Eine halbe Autostunde weiter punktet auch Nimes mit einem historischen Amphitheater. Beim Festival de Nimes werden hier ab 12. Juli Pop- und Rock-Größen wie Jean-Michel Jarre, Johnny Hallyday oder Muse zu Konzerten erwartet. Das Pariser Finale ist da schon geschlagen - und Entspannung für Spieler wie Fans wohl dringend nötig.