Fußball-EM - Auch in der Kulturszene steigt das Fußballfieber
Wien/Salzburg (APA) - Auch in der österreichischen Kulturszene steigt das EM-Fieber. Das belegt eine APA-Rundfrage unter Protagonisten der K...
Wien/Salzburg (APA) - Auch in der österreichischen Kulturszene steigt das EM-Fieber. Das belegt eine APA-Rundfrage unter Protagonisten der Kulturlandschaft. Der neue Kulturminister freut sich über das ideale Timing des Turniers zwischen Festwochen und Festspielen, Pianist Rudolf Buchbinder ist stolzer Besitzer von Finalkarten, und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler hat sich „schon über die Abseitsfalle erkundigt“.
Die Fragen lauteten:
1) Sind Sie Fußball-Fan? Wie werden Sie die kommende Fußballeuropameisterschaft verfolgen?
2) Wie wird die österreichische Mannschaft abschneiden?
3) Wer wird Europameister?
Thomas Drozda, Kulturminister:
1) Ich bin im Fußball ein bewundernder Dilettant und bin ein typischer Turnier-Fußball-Fan. Dann bin ich dabei vom Auftakt bis zum Finale, und dann ist wieder zwei Jahre nichts, höchstens ab und zu mal ein Champions League Halbfinale oder Finale. Ich habe auch nur selten Gelegenheit gehabt, etwas live zu sehen. Ich bin so ein richtiger Balkonien-Fernschau-Fußball-Fan. Live werde ich es diesmal nicht schaffen. Die Österreich-Spieltermine sind im Kalender eingetragen, aber ob sie mit anderen Terminen kollidieren, wird sich wohl von Abend zu Abend entscheiden. Glücklicherweise sind die Festwochen da schon vorbei und die Festspiele haben noch nicht begonnen. Insofern ist das gut getimed.
2) Natürlich bricht da der Patriotismus durch. Ich glaube, dass im Prinzip alles drinnen ist. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass es zumindest das Viertelfinale wird.
3) Ich habe eine große Sympathie für die mediterranen Länder und ihre Mannschaften. Ich glaube, dass Spanien wirklich gute Chancen hat, und mit Italien ist auch immer zu rechnen. Was natürlich auch für Deutschland gilt.
Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper:
1) Ja, natürlich bin ich ein Fußballfan. Ich werde die EM wohl nur unregelmäßig verfolgen können - manche Spiele werde ich mir aber aufzeichnen und nachträglich anschauen, weil ich es live nicht schaffen werde. Und vielleicht klappt es, dass ich die eine oder andere Partie in Frankreich erleben werde.
2) Das österreichische Team ist eine hervorragende Mannschaft mit einem hervorragenden Trainer. Ich hoffe, dass Österreich mindestens ins Viertelfinale kommt, vielleicht auch weiter.
3) Die beste Mannschaft. (lacht)
Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele:
1) Ich bin überhaupt kein Sportfan, aber bei Großereignissen schaue ich auch. Und natürlich freut es mich, dass wir Österreicher endlich wieder einmal dabei sind. Ich werde vor dem Fernseher sitzen und habe mich sogar bei meinem Sohn Sebastian schon über die Abseitsfalle erkundigt.
2) Wenn ich Tipps abgebe, sind sie immer grundfalsch. Ich glaube, hier gilt: Dabeisein ist alles.
3) Deutschland.
Elisabeth Sobotka, Intendantin der Bregenzer Festspiele:
1) Ich selbst gar nicht, aber ich schaue die EM mit meinem Sohn. Der freut sich so und ist so aufgeregt, dass ich mitfiebere. Wir haben daheim auch das Heft mit den Aufklebern und sammeln. Ich muss und darf dabei sein. Ich war 2006 bei der WM in Berlin, und da war es für mich das erste Mal so, dass ich die Atmosphäre gespürt habe, dass eine ganze Stadt im Fußballfieber ist. Also machen wir das heuer sicher auch in Bregenz und gehen zum Public Viewing. Es geht nicht spurlos an mir vorüber.
2) Kunst hat ja immer auch mit dem Glauben zu tun, dass der Gedanke Berge versetzen kann. Und da man immer das Beste hoffen muss, sage ich jetzt mal: Österreich kommt ins Finale.
3) Hm. Wer ist denn gut? Mein Herz würde ja für Italien schlagen. Aber die sind schlampert, das wird wohl nichts.
Gustav Kuhn, Dirigent und Intendant der Tiroler Festspiele Erl:
1) Ja, ich bin Fußballfan, aber als Festspielintendant geht es sich leider gar nicht aus, hinzufahren. Wenn es sich irgendwie ausgeht, werde ich mir sicher das eine oder andere Match vor dem Fernseher ansehen. Von der psychologischen Warte ist das ja hoch spannend. Da gibt es immer wieder Dramen, die gibt es sonst nur bei Shakespeare.
2) Ich hoffe, dass es nicht in eine allgemeine Überforderung ausartet. Sie sind ja alles hochbegabte Spieler, aber in diesem komplizierten Sport die entscheidende psychische Weichenstellung zu bekommen, ist nicht einfach. Die Chancen sind jedenfalls da.
3) Da bin ich überfragt.
Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina:
1) Bin kein Fußball-Fan im engeren Sinn. Nach zehn Jahren aktivem Fußballspiel als Mittelstürmer in meiner Jugend verfolge ich heute nur mehr sogenannte Fußball-Großereignisse; so wie die kommende Europameisterschaft.
2) Österreich sollte es - mit etwas Glück - ins Viertelfinale schaffen.
3) Deutschland.
Rudolf Buchbinder, Pianist und Intendant des Grafenegg Festivals:
1) Ja. Ich fahre mit Freunden zum Finale.
2) Alles ist möglich. Wenn wir so spielen wie gegen Malta, sind wir gleich draußen. Wenn wir so spielen wie in der Qualifikation, haben wir große Chancen, sehr weit zu kommen - vielleicht bis ins Semifinale.
3) Ich nehme an, Spanien wird gewinnen.
Michael Sturminger, Regisseur und Intendant der Sommerspiele Perchtoldsdorf:
1) Nicht extrem, aber doch. Hinzufahren kommt nicht infrage, aber ich freue mich auf einige Spiele im Fernsehen. Die Österreicher sind ja jetzt eine freudvolle Truppe, und ich hoffe, dass wir da sehr viel Spaß haben werden.
2) Ich bin total optimistisch. Sie haben durchaus gute Chancen, länger mitzumischen. Wie weit sie dann kommen werden, ist auch Glückssache.
3) Favorit ist wahrscheinlich Frankreich. Die Spanier sind auch sehr gut, aber ich würde mit Frankreich rechnen.
Brigitte Fürle, Intendantin des Festspielhauses St. Pölten:
1) Ja, aber nur von den großen Teams. Von der Europameisterschaft werde ich sicher etwas sehen. Ich sitze gerne bei Public Viewings, Fußball hat ja Momente von Gemeinsamkeit, die man sonst nur am Theater hat. Das finde ich am Fußball auch so toll.
2) Portugal wird schwierig, aber die Vorrunde wird sich ausgehen. Möglich ist es jedenfalls, obwohl das Eigentor zuletzt vielleicht nicht so ein guter Auftakt war. Aber auch da gilt, was im Theater gilt: Bei der Generalprobe darf alles schiefgehen.
3) Ich warte einmal ab, wer mich spielerisch beeindruckt. Sollen einmal alle loslegen, und dann werde ich entscheiden, wem ich mein Herz schenke.