„Brennende Burg“ und Warnfeuer hoch über Zirl
Die Schützenkompanie Zirl besinnt sich auf die alte Tradition der „Kreidfeuer“ – und konfrontiert sie mit moderner Lasertechnik.
Zirl, Götzens –Die Schützenkompanie Zirl lässt eine alte, fast vergessene Tradition wieder aufleben: Heute, am Vorabend des Herz-Jesu-Sonntags, entzündet sie vor der Burgruine Fragenstein ein so genanntes „Kreidfeuer“ – zum ersten Mal seit 57 Jahren.
Geschichtlich betrachtet dienten Kreidfeuer (von lateinisch „quiritare“ – um Hilfe rufen) als Warnfeuer, die auf herannahende Gefahren hinwiesen. In Tirol spielte diese Form der Nachrichtenübermittlung etwa rund um den Volksaufstand von 1809 eine wichtige Rolle. Zu den historischen Kreidplätzen zählte aufgrund ihrer weithin sichtbaren Lage auch Burg Fragenstein. Im Jahr 1959 entzündeten die Zirler Schützen dort zum letzten Mal ein Kreidfeuer – zur Erinnerung an die Bergisel-Schlachten vor 150 Jahren.
Nun will die Schützenkompanie Zirl an diese jahrhundertealte Tradition anknüpfen. „Der ursprüngliche Anlass war ein Weihnachtsbrief von Landeskommandant Major Fritz Tiefenthaler, der die Schützenkompanien dazu anregte, sich der Tradition der Herz-Jesu-Feuer zu besinnen“, erinnert sich Initiator und Schriftführer Pepi Suitner. Bergfeuer wären für die Zirler Schützenkompanie aber schwierig zu realisieren: Im Bereich Solstein wäre ein stundenlanger Auf- und Abstieg nötig, das Material wäre händisch über 1000 Höhenmeter zu transportieren. „Die Schützen würden erst in den frühen Morgenstunden heimkommen und wären kaum fähig, gleich wieder an der großen Zirler Herz-Jesu-Prozession teilzunehmen“, meint Suitner. Bei historischen Recherchen stieß er dann jedoch zufällig auf die Kreidfeuer – und fasste sie als Alternative zu den großen Bergfeuern ins Auge.
Da die Natur rund um Fragenstein unter Schutz steht, mussten die Schützen eine Genehmigung beim Bürgermeister einholen, die feurigen Pläne wurden auch der Leitstelle Tirol und der örtlichen Feuerwehr gemeldet.
Heute Abend gegen 21 Uhr wird der Feuerkorb, gefüllt mit getrocknetem Kiefernholz, in Brand gesetzt. Danach prallt Tradition auf neuzeitliche Technik: Denn ab ca. 21.30 Uhr wird der mächtige Bergfried der Ruine mittels Lasertechnik zum „Brennen“ gebracht. Die Lichtfläche ist mit 24 mal zwölf Metern gewaltig. Vor einigen Wochen gab es schon eine Generalprobe für dieses „künstliche Feuer“, allerdings mit nur einem von sechs Lasern. Bei Normalwetter werden das Kreidfeuer und die „brennende Burg“ im Inntal von Völs bis Oberhofen und im Mittelgebirge von Axams bis Flaurlingberg zu sehen sein, hofft Suitner. Und die Schützen werden am Sonntag bestens ausgeschlafen sein.
Übrigens: In Götzens entzündet das Bergfeuerteam heute ab 21.30 Uhr wieder ein großes, aus 200 Einzelfeuern bestehendes Herz-Jesu-Feuer. Das Motiv ist – ebenso wie beim Sonnwendfeuer am 18. Juni – noch geheim. (md)