Campus Tirol zieht nicht ins Tirol Haus ein
Der Campus Tirol ist eine Plattform für die acht Tiroler Hochschulen. Er bekommt kein Budget und Landesrat Tilg auch nicht als Chef.
Von Anita Heubacher
Innsbruck –Mitte April lud Landesrat Bernhard Tilg (ÖVP) die Vertreter der acht Tiroler Hochschulen zur Enquete. Wie die einzelnen Universitäten und Fachhochschulen zusammenarbeiten könnten, war das Thema. Das Schlagwort dazu lautet „Campus Tirol“. Am Ende des Tages verspürten die Teilnehmer zwar Aufbruchsstimmung, die Campus-Idee hinterließ aber auch einige Fragezeichen. Ebendiese begannen in der Gerüchteküche zu brodeln und wurden durch eine weitere Idee, nämlich der Campus Tirol möge in das neu zu schaffende Tirol Haus einziehen, befeuert. Das Tirol Haus beherbergt künftig die Tirol Werbung, die Standortagentur, die Agrarmarketing und die Landesbaudirektion. Zuerst muss das Hotel Hilton in Innsbruck aber noch zum Tirol Haus umgebaut werden. Das dürfte bis 2018 dauern.
Der Campus Tirol werde nicht neben Tirol Werbung & Co. das vierte Standbein des Tirol Hauses sein und auch nicht dorthin übersiedeln, heißt es aus dem Büro des Wissenschaftslandesrates Tilg. Dass der Campus allein dafür geschmiedet worden sei, um einen lukrativen Posten für den Landesrat zu schaffen, verweist Tilg selbst ins Reich der Gerüchte. „Das entbehrt jeglicher Richtigkeit. Der Campus ist ein Vernetzungsvorhaben.“ Nicht zum ersten Mal ist Bernhard Tilg mit Ablösegerüchten konfrontiert, bisher sind alle an ihm abgeprallt. Tilg sitzt immerhin seit 2008 auf der Regierungsbank. Eine dritte Legislaturperiode dürfte sich jedoch nicht mehr ausgehen.
Neben der Postenfrage trieb die Hochschulen auch die inhaltliche um. Von „feindlichen Übernahmen“ oder einer „Provinzialisierung“ der Universitäten war und ist die Rede. Die Universität Innsbruck ist in der Tiroler Hochschullandschaft der absolute Platzhirsch. Mit 28.560 Studierenden und rund 4600 Mitarbeitern ist sie weitaus größer als das zweitplatzierte MCI mit 3170 Studierenden und 267 Mitarbeitern. Zuletzt zimmerte das Land zusammen mit der Universität in Lienz und Landeck zwei weitere Standorte. Rektor Tilmann Märk und Landesrat Bernhard Tilg verstehen sich gut. Eine Phalanx, die die anderen Mitspieler und Konkurrenten mit Argusaugen beobachten. Von „feindlichen Übernahmen“ ist das Land laut Tilg allerdings weit entfernt. „Die Selbstständigkeit der Hochschulen soll selbstverständlich gewahrt bleiben, eine Vernetzung im Bereich der akademischen Gremien oder im Bereich der Gesellschafterstrukturen, wenn möglich und gewünscht, kann zusätzlich helfen, den Grad der Vernetzung zu erhöhen.“
Beteiligungen der Universität gibt es bereits. Zum Beispiel an der landeseigenen Universität UMIT in Hall. Dort finanziert die Landesregierung auch Stiftungsprofessuren, was einer Förderung gleichkommt. Die „Privatuni“ UMIT hat das Land bereits Millionen gekostet. Tilg war in Hall jahrelang Rektor, bevor er in die Landesregierung wechselte.
„Campus Tirol ist inhaltlich betrachtet ein Bottom-up-Prozess, der zu einer gemeinsamen Marke führen soll, unter welcher der Wissenschaftsstandort Tirol firmiert“, erklärt Tilg. Es gebe kein Budget und auch keine neue Struktur dafür. Basis für den Campus sei die Arbeit der Hochschulkonferenz. Wo es Synergien gebe, würden diese bereits genutzt.
Landeshauptmann Günther Platter scheint jedenfalls der Campus und vor allem das Vorzeigeprojekt „Tirol Haus“ zu gefallen. Zumindest kommt es in seinen Reden immer wieder vor. Die Vermarktung Tirols soll breiter aufgestellt werden. Im ausgemotteten Tirol Berg soll künftig nicht nur der Tourismus, sondern auch die Wissenschaft präsentiert werden. Ansätze dafür hat es bereits in der Vergangenheit gegeben, als sich die Standortagentur im Tirol Berg einmietete oder einmieten musste. Wie sich „Dem Land Tirol die Treue“ trällernde Touristiker mit der hohen Wissenschaft verbinden lassen, muss erst noch erarbeitet werden.
Von wem und vor allem unter welcher Führung, ist das große Fragezeichen in der Geschichte. Der Vertrag von Josef Margreiter als Chef der Tirol Werbung dürfte nicht verlängert werden, jener von Harald Gohm in der Standortagentur läuft im Herbst dieses Jahres aus. Und Andreas Braun hat den Koordinationsjob nur vorübergehend inne. Brand Logic, eine Agentur, hat jetzt erst einmal die Aufgabe, die neue Standortmarke Tirol zu definieren. Damit soll zumindest klar sein, was im Tirol Haus vermarktet wird.