Eine Euro-Palette oder zwei Kinder
Nur wenige Wochen nach dem Marktstart der neuen E-Klasse als Limousine lässt Mercedes das T-Modell vom Stapel. Der Kombi kann erwartungsgemäß mehr als nur laden.
Von Beatrix Keckeis-Hiller
Stuttgart –Das Segment der Kombis soll stark bleiben. Mercedes setzt weiterhin auf die lang gezogenen Versionen der Mittel- und Oberklasse-Limousinen. Selbst wenn der unvermindert anhaltende Trend zu SUV kräftig auch an den Lader-Marktanteilen knabbert.
Mercedes hält somit zu seinen T-Modellen und schiebt im noch frischen Fahrwasser der neuen E-Klasse-Limousine die Langheck-Version nach. Leise Zweifel am Marktpotenzial dieser Fahrzeugklasse mag man wahrnehmen, wenn Ola Källenius – bei Daimler Vorstand für Forschung und Entwicklung –, sein Präsentations-Statement im Tennisclub Weissenhof bei Stuttgart mit der Frage einleitet: „Wer braucht einen Kombi?“
Eine Frage, die er sich mit der Nachfrage nach T-Modellen in der Sternen-Businessklasse selbst beantwortet: In Europa ist jede dritte, in einzelnen Ländern sogar jede zweite zugelassene E-Klasse ein Kombi. In den USA steht Mercedes mit dem Estate auf europäischer Flur alleine da. Zielgruppe sind nach wie vor Familien und Business-Leute.
Als E-Klasse T-Modell kann der Kombi mit dem lang gezogenen Rücken und der steil abfallenden Heckpartie im Prinzip alles, was auch die Limousine kann, in puncto Ausstattung und Ausrüstung mit Infotainment- und Assistenzsystemen. Neu angeboten wird nun ein Online-Concierge-Service. Für seine Domäne, das Laden, hat er gegenüber seinem Vorgänger neue Features dazubekommen beziehungsweise wurden diese upgedatet und verfeinert. Dazu gehören: 40:20:40 teilbare Fondbank, Cargo-Position der Rücksitzlehnen (stehen steiler, bringt 30 Liter mehr Stauraum), (optionale) Fußgesten-Steuerung fürs Öffnen und Schließen der Heckklappe sowie Ladesysteme – im Marketing-Sprech heißt das „Laderaum-Management“ – und demnächst auch wieder die Möglichkeit, eine dritte Sitzreihe für (zwei) Kinder im Gepäckraum zu installieren. Letzterer kann es mit einer Euro-Palette aufnehmen. Oder mit bis zu 1200 Tennisbällen. In nüchternen Zahlen ausgedrückt: 670 bis 1820 Liter Ladegut passen in den T-Modell-Rücken. Mercedes reklamiert für sich, damit Klassen-Primus zu sein.
Die Motorisierungspalette entspricht jener Bandbreite, die auch in der Limousine angeboten wird. Zum Marktstart stehen ein Diesel und ein Benziner zur Wahl, beides Zweiliter-Vierzylinder. Der Selbstzünder hat 194 PS (E 220d), der Otto-Kandidat leistet 184 PS (E 200). Dazu werden kommen: zwei weitere Diesel – der 2,0-Liter mit 150 PS (E 200d) und ein 3,0-l-V6 mit 258 PS (E 350d) – sowie drei Benziner – zwei Zweiliter-Vierzylinder (E 200 und E 250) mit 184 beziehungsweise 211 PS sowie ein 3,5-Liter-V6 mit 333 PS (E 400) und das vorläufige Top-Modell, der allradgetriebene 45 AMG 4MATIC mit 401 PS aus einem 3,0-l-V6-Biturbo. Zusammengespannt sind sie allesamt mit einer Neungang-Automatik. Die Preise stehen noch nicht fest. Verkaufsstart ist am 15. Juli. Die offizielle Markteinführung ist für Mitte Oktober dieses Jahres angesagt.