Jausenführerschein gegen Junkfood in der Schulpause

Salzburg/Wien (APA) - Fette Leberkäsesemmeln, Süßigkeiten und zuckerreiche Limonaden gehören noch immer zur täglichen Jause vieler Schüler. ...

Salzburg/Wien (APA) - Fette Leberkäsesemmeln, Süßigkeiten und zuckerreiche Limonaden gehören noch immer zur täglichen Jause vieler Schüler. Der „Trink- und Jausenführerschein“ will dem entgegen wirken und versucht Schüler für eine gesündere Jause zu begeistern. Eine Studie hat nun gezeigt, dass das Projekt das Ess- und Trinkverhalten in den Pausen tatsächlich verändern kann - auf jeden Fall einmal fürs Erste.

Der Jausenführerschein ist ein freiwilliges Modul für den Biologieunterricht in der ersten Klasse Hauptschule, NMS oder Gymnasium. Er wurde im Jahr 2009 als Pilotprojekt an 20 Wiener Schulen eingeführt. Pädagogen erhalten dabei entsprechende Lehrunterlagen. Im aktuellen Schuljahr nehmen am Programm bereits 160 Schulen mit mehr als 8.800 Schülern in allen Bundesländern teil. Damit erreicht die Initiative mittlerweile rund zehn Prozent aller Schüler der fünften Schulstufe. Der Führerschein ist auf eine Laufzeit von fünf Wochen konzipiert, am Ende erhalten die Kinder nach einem Test einen eigenen Ausweis.

Für die erste große Evaluierung des Gesundheitsprojekts wurden nun insgesamt 600 Schüler in zwei Gruppen befragt. Schüler, die den Jausenführerschein absolvierten, entschieden sich dabei einen Monat nach Ende des Programms stärker für nährstoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Salat, dunkles Brot oder Milchprodukte. Ihr Anteil stieg von zuvor 49 auf 54 Prozent an.

Bei Kindern ohne „Führerscheinprüfung“ nahm der Anteil am gesunden Essen paradoxerweise ab - von zuvor 46 Prozent auf 43 Prozent. Diese Schüler griffen vermehrt zu energiereichen Lebensmitteln wie Knabbereien, Süßigkeiten, Weißbrot, Wurst oder Fast Food. Und das, obwohl sie das Thema Ernährung im Zuge des normalen Biologie-Unterrichts vermittelt bekamen. „Das ist ein Phänomen, das wir schon bei anderen Untersuchungen erlebt haben. Die reine Vermittlung von Wissen hat auf das Verhalten nicht zwingend einen positiven Einfluss. Hier kann sich trotz des Engagements der Pädagogen sogar ein negativer Trend zeigen“, erklärte Manuel Schätzer, Ernährungswissenschaftler beim Salzburger Verein SIPCAN, der den Führerschein entwickelt hat.

Ähnliche Ergebnisse wie beim Essen zeigten sich laut Studie auch beim Trinken. Der Anteil der Kinder die am Schulvormittag Limonade konsumierten, halbierte sich durch den Führerschein auf neun Prozent, in der Kontrollgruppe nahm er leicht zu.

„Die Zahl der gewonnen Prozentpunkte mag gering erscheinen. Unter Berücksichtigung, dass sich der Führerschein auf die Schuljause und nicht auf die gesamte Lebenswelt der Schüler fokusiert, ist dies ein großer Sprung. Wir wissen ja nicht, was die Schüler am Abend zu Hause zum Essen bekommen“, sagte Schätzer. „Es ist uns wichtig, eine funktionierende und evaluierte Maßnahme anzubieten. Es wäre schade, wenn sich Pädagogen engagieren, ihr Einsatz aber nur wenig Wirkung beim entscheidenden Verhalten zeigt.“

Der Jausenführerschein ist für Schulen kostenlos. Die Schüler werden im Bausteinsystem über Themen wie Ernährungspyramide, Trinken, Obst und Gemüse und Brot und Gebäck informiert - und über alles, was man sich üblicherweise aufs Brot schmiert oder womit man sein Brot belegt. Zugleich führen die Schüler ein Jausentagebuch. „Wer sein eigenes Ess- und Trinkverhalten dokumentiert, kann seine Gewohnheiten leichter verändern“, betonte auch SIPCAN-Vorstand Friedrich Hoppichler. Die Aufmerksamkeit werde durch die Selbstbeobachtung auf jene Lebensmittel gelenkt, die häufiger konsumiert werden sollten.