Fußball: Ungarn bestreiten vor EM-Abreise Härtetest gegen Deutschland
Ascona/Gelsenkirchen (APA/dpa) - Österreichs erster EM-Gruppengegner Ungarn bestreitet sein letztes Testspiel vor der Abreise nach Frankreic...
Ascona/Gelsenkirchen (APA/dpa) - Österreichs erster EM-Gruppengegner Ungarn bestreitet sein letztes Testspiel vor der Abreise nach Frankreich gegen niemand geringeren als Fußball-Weltmeister Deutschland. Erwartet wird, dass DFB-Trainer Joachim Löw im Spiel am Samstag (18.00 Uhr) in Gelsenkirchen zumindest größtenteils mit der geplanten Turnier-Formation antreten wird. Die deutsche Länderspielbilanz 2015/16 ist durchwachsen.
Für die Ungarn, die in der jüngsten Ausgabe der FIFA-Weltrangliste auf Platz 20 aufscheinen, ist der Kräftevergleich mit dem Weltmeister das erste Spiel seit zwei Wochen - und schon allein deshalb ein wichtiger Gradmesser. Am 20. Mai hatte es in Budapest gegen die Elfenbeinküste ein 0:0 gegeben. Das Team des deutschen Trainers Bernd Storck hatte sich bis Donnerstag eineinhalb Wochen in der Abgeschiedenheit des Salzburgers Pinzgaus in Leogang auf das Turnier vorbereitet und dort in erster Linie an der Kondition gearbeitet.
Am Dienstag hatte Storck seinen 23-Mann-Kader nominiert. Dabei erregte er innerhalb der Landesgrenzen mit der Einberufung des jungen Verteidigers Barnabas Bese für Aufsehen. Der 22-Jährige von MTK Budapest, der auf der rechten Seite als „Allzweckwaffe“ eingesetzt werden kann, hat bisher noch kein einziges Länderspiel bestritten. „Bese soll Erfahrung sammeln. Er ist einer unserer schnellsten Spieler“, argumentierte der Deutsche seine Entscheidung.
Generell versteht sich Storck in seiner Funktion als Förderer der Jugend. „Ich war überrascht, dass es Fußballer gibt, die fantastische Arbeit in der Nationalmannschaft geleistet haben, in ihren Clubs aber trotzdem nicht mit ihnen gerechnet wird“, merkte er zuletzt in einem Interview mit der Zeitung „Blikk“ kritisch an. „Es lohnt sich, die Spitze der Tabelle anzuschauen: Man sieht, dass nicht viele Junge dort ständig eine Chance bekommen. Dabei wäre ihre ständige Weiterentwicklung wichtig.“
In puncto Fitnesszustand gibt es seinem Kader abgesehen von Akos Elek derzeit keinen Wackelkandidaten. Der am Knie verletzte defensive Mittelfeldspieler sollte bis zum ersten EM-Spiel in der Gruppe F am 14. Juni in Bordeaux gegen Österreich aber voll belastbar sein.
In Storcks Aufgebot stehen mit Laszlo Kleinheisler (Werder Bremen), Adam Szalai (Hannover 96), Zoltan Stieber (FC Nürnberg) und Peter Gulasci (RB Leipzig) auch vier Profis aus der ersten und zweiten deutschen Liga. „Wir wollen uns gut verkaufen“, sagte Co-Trainer Andreas Möller vor dem Spiel gegen sein Heimatland.
Für Deutschland geht es auch darum, doch noch mit einer positiven Saisonbilanz in die Europameisterschaft starten zu können. Von acht Länderspielen in der EM-Saison seit dem vergangenen Spätsommer wurden jeweils vier gewonnen und verloren, zuletzt setzte es vor einer Woche eine 1:3-Niederlage gegen die Slowakei. Es ist die schlechteste Ausbeute in der knapp zehnjährigen Amtszeit von Löw. Vor dem Gewinn des WM-Titels in Brasilien hatte die Nationalmannschaft von den elf Länderspielen der Saison 2013/14 keines verloren.
„Das Spiel ist schon wichtig, definitiv. Ein positives Ergebnis würde uns natürlich Selbstbewusstsein geben“, sagte Offensivkraft Mesut Özil vor dem Spiel in seiner Heimatstadt. „Unser Ziel ist es, das Spiel zu gewinnen.“ Löw kann eine nominell deutlich stärkere Mannschaft aufbieten als noch vor einer Woche bei der Regenschlacht gegen die Slowaken. Neben Özil werden unter anderem Torhüter Manuel Neuer, Thomas Müller und Champions-League-Sieger Toni Kroos mit dabei sein. Kapitän Bastian Schweinsteiger möchte wenigstens ein kurzes Comeback nach seiner Knieverletzung geben, die ihn zwei Monate zum Zuschauen verurteilt hatte.
Eine Bewährungschance an seinem 31. Geburtstag bahnt sich für Lukas Podolski auf der linken offensiven Außenbahn an. „Er wirkt sehr austrainiert, sehr spritzig“, sagte Löw-Assistent Bernd Schneider. Mario Götze bekam bereits am Freitag an seinem 24. Geburtstag ein Ständchen von den Kollegen. Ein Fragezeichen steht weiter hinter dem Einsatz von Mats Hummels, dem ein Muskelfaserriss in der Wade zusetzt.
Der Freitag war der letzte Tag im DFB-Trainingslager in Ascona in der Schweiz. Am Abend flog der DFB-Tross nach Dortmund. Am Dienstag geht es schließlich ins EM-Quartier in Evian-les-Bains am Genfer See. Die Ungarn übersiedeln am selben Tag nach Tourrettes vor den Toren von Cannes.