Vergabe von Wohnbaukrediten könnte erschwert werden

Wien (APA) - In Zukunft könnte es für Häuslbauer schwieriger werden, in gewünschtem Umfang an einen der derzeit heiß begehrten Wohnbaukredit...

Wien (APA) - In Zukunft könnte es für Häuslbauer schwieriger werden, in gewünschtem Umfang an einen der derzeit heiß begehrten Wohnbaukredite zu kommen. Um etwaigen Risiken aus den Immobilienpreisanstiegen besser begegnen zu können, empfiehlt das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) nämlich die präventive Schaffung einer rechtlichen Grundlage für „makroprudenzielle“ Instrumente im Immobilienkreditbereich.

Das Gremium, dessen Aufgabe die Stärkung der Finanzmarktstabilität ist, sah es in seiner letzten Sitzung am 1. Juni unter anderem für notwendig an, Instrumente zur Begrenzung der Beleihquoten, der Verschuldungsquote oder der Schuldendienstquote bei Neuvergabe von Krediten zu schaffen, um bei einem mit systemischen Risiken behafteten Immobilienpreisboom handlungsfähig zu sein. Ein entsprechender Hinweis wurde dem Finanzminister zur Verfügung gestellt.

Das Finanzministerium begrüßt in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA diese Präventionsmaßnahme. „Die Erfahrungen aus der Finanzkrise zeigen, dass es insbesondere wichtig ist, volkswirtschaftliche Ungleichgewichte auf einer sehr globalen Ebene zu betrachten und hier auch die notwendigen Instrumente zur Steuerung zur Verfügung zu haben“, heißt es aus dem Ministerium. Das neue Instrumentarium wird mit einer Vorsorgeuntersuchung verglichen: „Ähnlich einem Gesundheitscheck wird laufend anhand eines Monitorings eine Gesamtzusammenschau über Immobilienfinanzierungen geschaffen“.

Eine Überbewertung der Immobilienpreise hat das FMSG vor allem in Wien festgestellt. Wohnbaukredite seien das Kreditsegment mit den höchsten Wachstumsraten in Österreich seit der Finanzkrise, wenngleich der Anstieg im Vergleich zu den Jahren vor der Finanzkrise noch moderat sei.

„Ein Strukturwandel angesichts des niedrigen Zinsumfeldes und der kontinuierlich steigenden Immobilienpreise, der mit einer nicht-nachhaltigen Kreditvergabe und einer Lockerung der Kreditvergabestandards einhergehen könnte, kann jedoch für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden“, so das FMSG.

Eine weitere Empfehlung des FMSG bezieht sich auf den Einsatz des Antizyklischen Kapitalpuffers. Der Finanzmarktaufsicht FMA wird empfohlen, diesen in Höhe von Null Prozent der risikogewichteten Aktiva ab dem 1. Oktober 2016 beizubehalten. Die quantitativen und qualitativen Analysen zeigten derzeit kein exzessives Kreditwachstum in Österreich an. Das ausstehende Kreditvolumen im Vergleich zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts liege nach wie vor deutlich unter seinem langjährigen Trend.

Das FMSG gibt es seit 2014. Seine Aufgabe ist die Stärkung der Finanzmarktstabilität. Mitglieder sind Vertreter des Finanzministeriums, des Fiskalrats, der Finanzmarktaufsicht (FMA) und der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Das FMSG kann Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht und Risikohinweise abgeben.