Blatter und Funktionäre zweigten 79 Millionen Franken ab
Im Untreue-Verfahren gegen den gesperrten Ex-Präsidenten des Fußball-Weltverbands haben die Strafverfolger erneut die FIFA-Zentrale auf dem Zürichberg durchsucht.
Zürich – Der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter, Ex-Generalsekretär Jerome Valcke und der ehemalige Finanzdirektor Markus Kattner haben sich laut einer internen Untersuchung des Fußball-Weltverbandes in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 79 Millionen Schweizer Franken bereichert. Das teilte die FIFA am Freitag mit.
Die FIFA hat die Unterlagen bereits an die Schweizer Bundesanwaltschaft und die US-Justizbehörde weitergeleitet und eine volle Kooperation angekündigt. Es sei klar, dass diese ersten Erkenntnisse weiterer Untersuchungen bedürfen. Laut der FIFA hätten die Zahlungen und die Vertragsabschlüsse gegen Schweizer Recht verstoßen. Auch die FIFA-Ethikkommission wurde in Kenntnis gesetzt.
Die Schweizer Ermittlungsbehörden haben unterdessen erneut die Zentrale des Fußball-Weltverbands FIFA durchsucht. Hintergrund der bereits am Donnerstag durchgeführten Razzia sei das laufende Verfahren gegen ehemalige Top-Funktionäre.
Bei den möglichen Bereicherungen geht es laut FIFA um Bonuszahlungen, Gehaltssteigerungen und andere Zuwendungen. „Die Untersuchung hat Beweise für die Verletzung treuhänderischer Pflichten offenbart“, teilte die FIFA mit. Die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel war vom Verband damit beauftragt, Verträge und Entschädigungen einer kleinen Gruppe von ehemaligen FIFA-Funktionären zu untersuchen. (APA/Reuters/dpa)
Überblick über die Geschehnisse bei der FIFA in den vergangenen Monaten:
27. Mai 2015: Zwei Tage vor der Wiederwahl von Joseph Blatter als FIFA-Chef nimmt die Schweizer Polizei mehrere Funktionäre fest. Die USA berichten von Ermittlungen gegen ehemalige Spitzenfunktionäre und Geschäftsleute. Die Schweizer Staatsanwaltschaft eröffnet ein Strafverfahren wegen der umstrittenen WM-Vergaben 2018 und 2022.
2. Juni 2015: Blatter kündigt seinen Abschied als FIFA-Präsident an.
25. September 2015: Die Schweizer Justiz eröffnet ein Strafverfahren gegen Blatter wegen eines fragwürdigen Millionen-Deals mit dem UEFA-Chef Michel Platini aus dem Jahr 2011. Der Vorwurf: Untreue. Blatter wird am Verbandssitz vernommen, sein Büro durchsucht. Platini wird als Auskunftsperson befragt.
7. Oktober 2015: Die Ethikkommission sperrt Blatter und Platini vorläufig für 90 Tage.
18. November 2015: Die Berufungskommission lehnt die Einsprüche von Blatter und Platini gegen ihre 90-Tage-Suspendierungen ab.
23. November 2015: FIFA-Ethikrichter Hans-Joachim Eckert eröffnet offiziell ein Verfahren gegen Blatter und Platini.
17. Dezember 2015: Blatter sagt vor der rechtsprechenden Kammer der FIFA-Ethikkommission aus. Später behauptet er, Richter Eckert habe dabei erklärt, den Korruptionsvorwurf fallen lassen zu wollen.
21. Dezember 2015: Die Ethik-Kommission der FIFA sperrt Blatter und Platini jeweils für acht Jahre.
24. Februar: Die FIFA-Berufungskommission reduziert die Sperren gegen Blatter und Platini von acht auf sechs Jahre, weist die Einsprüche aber zurück.
8. März: Französische Beamte durchsuchen das Büro des französischen Fußball-Verbandes FFF in Paris und beschlagnahmen Dokumente.
9. Mai: Der CAS reduziert zwar die Sperre Platinis um zwei auf vier Jahre. Er bleibt aber gesperrt und tritt als UEFA-Chef zurück. Blatters Einspruch soll vom CAS zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt werden.
2. Juni: Die Schweizer Ermittler durchsuchen erneut die FIFA-Zentrale in Zürich. Wieder geht es auch um den Fall Blatter.
3. Juni: Die FIFA teilt mit, dass sich Blatter sowie der frühere Generalsekretär Jerome Valcke und der ehemalige Finanzdirektor Markus Kattner internen Ermittlungen zufolge während ihrer Amtszeit um mehr als 79 Millionen Schweizer Franken bereichert haben.