Rock in Vienna - Zweiter Tag zunächst fest in schwedischer Hand

Wien (APA) - Die Wiener Donauinsel war am zweiten Tag des Rock in Vienna zunächst fest in schwedischer Hand: Bei trotz einigen Wolken erneut...

Wien (APA) - Die Wiener Donauinsel war am zweiten Tag des Rock in Vienna zunächst fest in schwedischer Hand: Bei trotz einigen Wolken erneut angenehmen Temperaturen lag es am Samstagnachmittag an den Gruppen Graveyard und Royal Republic, das bunt gemischte Publikum zu unterhalten. Wo tags zuvor noch metallische Klänge dominierten, gab es nun Classic Rock und Garagensound par excellence.

Den Auftakt machten allerdings die US-Punkrocker Anti-Flag: Die Gruppe um Sänger und Gitarrist Justin Sane steht seit mehr als 20 Jahren für druckvolle Songs mit politischer Botschaft, wobei man das zuletzt mit dem im Vorjahr erschienen und erneut mehr als gelungenen Album „American Spring“ unter Beweis gestellt hat. Auch live gab es - trotz des frühen und daher auch kurzen Slots - wenig, was das Quartett zu wünschen übrig ließ. Sozusagen Partystimmung mit nachdenklicher Note, wurde doch nicht nur Polizeibrutalität angeprangert, sondern am Ende des Auftritts kurzerhand das Schlagzeug mitten in die Menge gestellt und dort zu Ende gespielt.

Danach übernahmen aber die Schweden das Ruder, die heute Abend auch noch die Indie-Band Mando Diao nachschießen können: Bei Graveyard galt es, längst vergangener Rocktage in ansprechender Art und Weise zu gedenken. Spätestens seit ihrem Durchbruchsalbum „Hisingen Blues“ von 2011 gehört die Gruppe zur Speerspitze jener Acts, die die 70er völlig unprätentiös und vor allem unpeinlich wieder aufleben lassen. Der hemdsärmelige Sound tat sein übriges zur lautstark gefeierten Darbietung.

„Die Festivalauftritte sind eigentlich ziemlich cool“, meinte Bassist Truls Mörck im APA-Gespräch, bevor seine Band auf der Bühne stand. „Man kann immer etwas variieren und andere Sets spielen. Und danach hat man noch die Gelegenheit, sich andere Künstler anzuschauen. Das ist dann nicht so monoton.“ Dass Graveyard selbst gerne in die Retroecke geschoben werden, stört den Musiker kaum. „Niemand lebt völlig abgeschottet, die Leute sind immer schon von dem beeinflusst worden, was vor ihnen war. Aber manche versuchen wiederum ganz bewusst, das zu vermeiden - was eigentlich unmöglich ist. Selbst das haben ja bereits andere versucht“, lachte er. „Das ist ein Kreis, aus dem man nicht ausbrechen kann.“

Für Mörck ist beim Suchen nach dem eigenen Sound „die Persönlichkeit“ ganz zentral. „Man muss sich selbst ausdrücken, so gut es geht. Dann wird daraus auch etwas einzigartiges. Schau dir an, was in dir steckt, und nutze die Tools, die vielleicht auch andere schon hatten. Wenn du sie auf die richtige Weise einsetzt, dann spiegelt das dich als Künstler wieder - und genau das ist vorher noch nie gemacht worden.“ In Wien wurde jedenfalls eindrucksvoll vor Augen (und Ohren) geführt, mit wie viel Soul und Blues Graveyard ihren Sound tränken und ihm eine erdige Note verpassen.

In eine etwas andere Kerbe schlugen im Anschluss Royal Republic: Irgendwo zwischen mitsingtauglichem Indie, krachiger Punk-Attitüde und breitbeinigem Rock boten sie eine eigenwillige, in jedem Fall aber unterhaltsame Mischung. Insgesamt wurde so eindeutig Lust gemacht auf das, was noch ansteht: Denn immerhin gibt es heute noch die Schotten Biffy Clyro sowie Headliner Iggy Pop zu erleben. Der bürgerlich auf den Namen Jim Osterberg hörende, mittlerweile 69-jährige Sänger wird den Tag mit Songs aus seiner langen Karriere beschließen. Er (wenn auch nicht allein) wird wohl wieder zehntausende Besucher auf die Donauinsel locken.

(S E R V I C E - www.rockinvienna.at)