Drei Fragen an...

„Wir haben das Klima manipuliert“

Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb.
© Andreas Rottensteiner

Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb fordert Maßnahmen in der Größenordnung des Wiederaufbaus nach dem Krieg.

Sind die Wetterextreme auf den Klimawandel zurückzuführen?

Helg­a Kromp-Kolb: Im Zuge des Klimawandels kommt es zwangsläufig zu Situationen, die früher nicht oder nicht so häufig aufgetreten sind. Wie bei einem gezinkten Würfel kann man erst aus der Häufung einer Art von Extremereignisse­n statistisch eine klare Zuordnung zum Klimawandel treffen. Da wir wissen, dass wir den Würfel – sprich das Klima – manipuliert haben, kann man von einer durch den Klimawandel bedingte­n Häufung sprechen.

Die Alpen sind stark betroffen. Könnten Regionen unbewohnbar werden?

Kromp-Kolb: Die alpinen Regionen bleiben bewohnbar, aber man muss mit extremeren Bedingungen hinsichtlich Sturzbächen, Hagel, Muren etc. rechnen. Das bedeutet, dass die Raumplanung bei Infrastruktur, Siedlungsgebieten und Gefahrenzonen angepasst und Schutzmaßnahmen samt Errichtung und Pflege vitaler Schutzwälder verstärkt werden müssen.

Werden die richtigen Schritte gesetzt?

Kromp-Kolb: Viele Einzelne, Firmen, Gemeinden und Regionen sind aktiv. Dringender Nachholbedarf besteht auf Bundesebene. Lösungen wären eine ökologische Steuer­reform oder die Streichung wettbewerbsverzerrender Subventionen bei den fossilen Energien sowie von Pendlerpauschalen, die an die Nutzung des Autos gekoppelt sind. Die anspruchsvollen Ziele des von Österreich mitunterzeichneten Pariser Klimaabkommens bedürfen einer Kraftanstrengung aller, ähnlich dem Wiederaufbau nach dem Krieg. Dabei könnten viele andere Missstände beseitigt werden; Klimaschutz sollte als Chance, nicht als Bedrohung gesehen werden.

Das Interview führte Alexandra Plank

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