Panorthodoxes Konzil: „Wir müssen diese Chance nützen“
Wien/Heraklion (APA) - Allein die Tatsache, dass das Panorthodoxe Konzil nun Ende Juni auf Kreta überhaupt stattfindet, ist schon als Erfolg...
Wien/Heraklion (APA) - Allein die Tatsache, dass das Panorthodoxe Konzil nun Ende Juni auf Kreta überhaupt stattfindet, ist schon als Erfolg zu werten: Das hat der orthodoxe Metropolit von Österreich, Arsenios (Kardamakis), im Kathpress-Interview betont. Er erinnerte darin an die gut 100 Jahre dauernden Bemühungen für eine solche orthodoxe Zusammenkunft.
Immer habe es verschiedene politische und auch andere Gründe gegeben, die ein Konzil verhindert hätten. Nun endlich bestehe die Möglichkeit und auch der Wille bei allen beteiligten Kirchen zu einem solchen Konzil, „und diese Chance müssen wir nützen“, so der Appell des Metropoliten an die orthodoxen Kirchenführer.
Dass auf dem Konzil alle Beschlüsse einstimmig gefasst werden müssen, zeige zum einen das Bemühen um die Einheit der Orthodoxie, berge freilich aber auch die Gefahr in sich, dass einzelne Kirchen das gesamte Konzil blockieren könnten. Der Metropolit geht aber davon aus, dass unter „Einstimmigkeit“ die Einstimmigkeit der Anwesenden beim Konzil zu verstehen ist, da alle Patriarchen und Ersthierarchen und somit alle orthodoxen Kirchen der Einberufung des Konzils zugestimmt haben.
Für kircheninterne Diskussionen hat die Ökumene-Vorlage für das Konzil gesorgt. Auf der vorbereitenden Konzilskonferenz Ende Jänner 2016 in Chambesy (Schweiz) hatten die Vertreter aller 14 autokephalen orthodoxen Kirchen den Textentwurf unterzeichnet, betonte Kardamakis. Dass nun einige Kirchen diesen Text infrage stellen, sei ärgerlich. Er selbst begrüße die Ökumene-Vorlage ausdrücklich, sagte der Metropolit. In dem Papier bekennt sich die Orthodoxie zur Ökumene und zum Dialog mit den anderen Kirchen und Denominationen. Seit Jänner wurde das Dokument aber von mehreren Kirchen infrage gestellt bzw. sogar teilweise dezidiert abgelehnt.
„Exklusivismus ist nicht das orthodoxe Selbstverständnis“, hielt dem Metropolit Arsenios entgegen. Wer nicht für die Kircheneinheit steht, vertrete schlicht keine orthodoxe Position. Kardamakis: „Wir sind noch nicht eine Kirche, aber wir wollen diese Einheit der Kirche.“
In engem Zusammenhang mit der Anerkennung anderer Konfessionen als Kirchen steht jenes Konzils-Dokument, in dem u.a. auch gemischt-konfessionelle Ehen behandelt werden. Ein pastorales Dauerthema ist die Frage der Ehe zwischen Orthodoxen und Christen anderer Kirchen. Die Konzilsvorlage schreibt zwar prinzipiell nach wie vor das Eheverbot vor, lässt aber Ausnahmen zu und spricht von „Segnungen“ solcher Ehen, wenn die Kinder orthodox getauft und erzogen werden. Wie die Praxis genau aussieht, soll jeder autokephalen Kirche selbst überlassen werden, heißt es in der Vorlage.
Wenn die Möglichkeit einer gemischt-konfessionellen Ehe besteht, „dann bedeutet das auch, dass die orthodoxe Kirche die Taufe in den anderen Kirchen anerkennt“, so Metropolit Arsenios gegenüber „Kathpress“. Er verstehe den Passus bezüglich der Segnung gemischt-konfessioneller Paare so, dass es sich dabei um eine sakramentale Ehe handelt, bekräftigte der Metropolit auf Nachfrage.
Das Konzil sollte hier jedenfalls mutige Schritte setzen, forderte der Metropolit. Das sei vor allem für die orthodoxen Christen in der Diaspora (Anm.: außerhalb der traditionellen orthodoxen Länder) eine brennende Frage. In Österreich würden rund 50 Prozent der verheirateten griechisch-orthodoxen Christen in einer gemischt-konfessionellen Ehe leben, berichtete der Metropolit.
Mutige Schritte erhofft sich der Metropolit auch vom Konzil hinsichtlich der Organisation der Diaspora. In Westeuropa, Amerika und Australien leben orthodoxe Christen aus den verschiedensten orthodoxen Landeskirchen bunt zusammengewürfelt. Welche orthodoxe Kirche ist für diese Gläubigen zuständig? In der Praxis sind es in der Regel mehrere, was aber eigentlich dem orthodoxen Kirchenrecht widerspricht.
Ein aus dem Jahr 2009 stammende gesamtorthodoxer Beschluss sieht die Bildung von orthodoxen Bischofskonferenzen für diese Diaspora-Länder vor. Damit soll die Einheit der orthodoxen Kirche in diesen Ländern unterstrichen werden.
Das Konzil sollte hier aber einen Schritt weiter gehen, plädierte der Metropolit. Er könne sich für Länder wie Österreich oder Deutschland eine Art „Metropolitansystem“ vorstellen. Alle orthodoxen Christen eines Landes stünden dann unter der Leitung eines Metropoliten, dem weitere Bischöfe beigeordnet werden, welche sich um die pastorale Betreuung der orthodoxen Christen der verschiedenen Nationalitäten kümmern könnten. Diese Metropolien hätten eine gewisse Autonomie, wären aber einer der autokephalen orthodoxen Kirchen zugeordnet, normalerweise dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel, das in der Orthodoxie den Ehrenvorrang einnimmt.