Fußball-EM: Fans der Nationalmannschaften „etwas anderes“
Wien (APA) - Oberstleutnant Johannes Prager ist geeicht, nicht nur als Kommandant der Einsatzeinheit der oberösterreichischen Polizei. Prage...
Wien (APA) - Oberstleutnant Johannes Prager ist geeicht, nicht nur als Kommandant der Einsatzeinheit der oberösterreichischen Polizei. Prager ist auch szenekundiger Beamter (SKB) in Bezug auf die oberösterreichische Fußball-Fanszene. Der Polizeioffizier weiß also, wovon er spricht, wenn er sagt: „Fans der Nationalmannschaften sind etwas anderes.“
Prager hofft, dass das auch in den nächsten Wochen so sein wird. Er steht an der Spitze der sechsköpfigen Abordnung österreichischer SKB, die am Montag die Reise zur Fußball-EM nach Frankreich antreten. Hooligan-Probleme zwischen österreichischen und den Fans anderer Nationen erwartete er im APA-Gespräch nicht: „Ich kann mich gar nicht erinnern, dass es in den letzten Jahren Probleme der Fans mit anderen Anhängern gegeben hat.“
Mit einer Einschränkung: Beim WM-Qualifikationsmatch der Österreicher gegen Irland in Dublin gab es sehr wohl eine Auseinandersetzung. Irische Fans waren aber nicht dabei, dafür ein paar gute Bekannte von Prager. LASK-Fans, unterstützt von Anhängern von Schwarz-Weiß Bregenz, trafen auf ihre Rivalen vom Anhang des SV Ried. Bevor die irische Polizei einschreiten konnte, war alles wieder vorbei. Es war im Prinzip im Rahmen eines Spiels der Nationalmannschaft ausgetragene Auseinandersetzung von Clubfans, resümierte Prager.
Normalerweise ist aber alles anders, wenn Fans mit dem österreichischen Team mitfahren. „Als Vereinsanhänger sind sie der Ultras-Philosophie (Ultras sind eine in Italien entstandene Fanbewegung mit speziellen Ritualen, Anm.) verpflichtet. Der Kontakt zur Polizei gilt als absolutes No-Go, und das wird auch so gehandhabt. Wenn sie dann mit der Nationalmannschaft mitfahren, kann man plötzlich mit ihnen reden“, schilderte der Beamte. Das liege auch an der anderen Fan-Zusammensetzung beim Team.
Die szenekundigen Beamten, auch Spotter genannt, bereiten sich nicht zuletzt wegen dieser Erfahrungen für Frankreich eher auf Aufgaben vor, die man mit den Begriffen „Unterstützung“ und „Service“ zusammenfassen könnte. Unterstützung soll es für die französische Polizei geben, in deren Begleitung die heimischen Beamten auch unterwegs sein werden. Das reicht von Informationsbeschaffung und -weitergabe bis zu Vermittlung von Anordnungen der französischen Exekutive an die Fans.
Service wird es für die Fans geben. Die heimischen Beamten fungieren als Ansprechpartner für die Verantwortlichen der Fanclubs. Die Kontaktaufnahme beginnt in Frankreich bereits am Flughafen. Auch wenn jemand seinen Reisepass verlieren sollte, können die österreichischen Polizisten helfen. Die Beamten werden an den Spieltagen an den Spielorten in Bordeaux bzw. zweimal in Paris unterwegs sein. Auch an den Nicht-Spieltagen sind die österreichischen Polizisten in Fanzonen im Einsatz.
Wie sie dabei aussehen werden, ist noch immer ungeklärt. „Wir unterstehen der französischen Polizei“, betonte Prager. Es sei aber weiter nicht klar, ob diese wünscht, dass die heimischen Polizisten in Uniform auftreten. „Aus meiner Sicht wäre das eher kontraproduktiv“, sagte der Polizeioffizier. So seien die Beamten unbewaffnet, was die Frage der Eigensicherung aufwirft, vor allem, weil sie in Uniform besonders gut erkennbar wären. Außerdem seien die heimischen Fans szenekundige Beamte in Uniform einfach nicht gewöhnt.
Einen Hinweis hatte Prager für die heimischen Fans bereits, die sich normalerweise erst relativ knapp vor Spielbeginn auf den Weg ins Stadion machen. „Man sollte deutlich früher zur Spielstätte kommen. Eine Stunde vorher ist die absolute Untergrenze“, sagte der Oberstleutnant. Die Fans müssen sich auf zwei Kontrollen einstellen, bei denen sie jeweils die Tickets herzeigen müssen und genau durchsucht werden. „Pyrotechnik ist so wie immer ein No-Go.“
Prager hofft auf einen Einsatz seiner Spotter bei der EM bis 12. Juli. Das wäre zwei Tage nach dem Finale. „Für dieses Datum ist auch der Retourflug gebucht“, sagte er.