Katholiken und Orthodoxe berieten in Wien über „Lemberger Synode“
Wien/St. Magdalena am Lemberg (APA) - Zum ersten Mal haben katholische und orthodoxe Fachleute gemeinsam über die umstrittene „Lemberger Syn...
Wien/St. Magdalena am Lemberg (APA) - Zum ersten Mal haben katholische und orthodoxe Fachleute gemeinsam über die umstrittene „Lemberger Synode“ von 1946 - mit der die ukrainische griechisch-katholische Kirche in die Katakomben gezwungen wurde - beraten.
Zu der dreitägigen Konferenz waren laut Kathpress von 2. bis 4. Juni römisch-katholische, griechisch-katholische und orthodoxe Wissenschafter aus Europa und Nordamerika auf Einladung der Stiftung „Pro Oriente“ nach Wien gekommen. Langfristiges Ziel ist die Erarbeitung einer gemeinsamen katholisch-orthodoxen Sichtweise der Ereignisse von 1946.
Dass es dabei um eines der schwierigsten ökumenischen Probleme geht, wurde auch in dem am Sonntag veröffentlichen Pressekommunique zum Abschluss des Treffens, das an der Universität Wien sowie im Wiener Erzbischöflichen Palais stattfand, deutlich.
Bis heute ist der Blick auf die „Lemberger Synode“, bei der die „Integration“ der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in das orthodoxe Moskauer Patriarchat beschlossen wurde, konfessionell überaus unterschiedlich. Für die griechisch-katholische („unierte“) Kirche war die Synode der Beginn einer langen Leidenszeit, die „Reinigung durch Verfolgung“ mit sich brachte, für viele Orthodoxe stellte sich der „Lwiw Sobor“ als Fortsetzung der 1839 einsetzenden Maßnahmen zur „Wiedervereinigung“ der „Unierten“ mit der Orthodoxie auf dem Territorium der einstigen polnisch-litauischen Doppelrepublik in Weißrussland und der Ukraine dar.
Bei der nunmehrigen Diskussion der historischen Ereignisse in Wien hätten die Teilnehmenden übereingestimmt, „dass politische und geopolitische Faktoren entscheidend waren und eine übertriebene Rolle bei der Planung und Durchführung des Sobor spielten, während theologische Fragen marginal waren und durch politische Ideologie überschattet wurden“, wurde in der Pressemitteilung festgehalten. Bei der Konferenz habe man historische, theologische und kirchenrechtliche Perspektiven der Ereignisse von 1946 diskutiert und die Situation im größeren Zusammenhang - ausgehend vom 19. Jahrhundert bis 1989 - analysiert.
Die Notwendigkeit eines kritischen Zugangs zu konfessionellen Geschichtsauffassungen sei in „ehrlicher und selbstkritischer Weise“ unterstrichen worden, hieß es weiter. Trotzdem habe man bei den Gesprächen in Wien „keinen Konsens im Hinblick auf die Rolle gewisser Aspekte des weiteren historischen Kontexts erzielen können“.
Angeführt wurde hier etwa die Bedeutung der „Union von Brest“ 1596 - damals entschloss sich ein Teil der orthodoxen Bischöfe zu einer Union mit Rom - bei der Analyse des „Lwiw Sobor“ von 1946. So habe der Repräsentant der russisch-orthodoxen Kirche bei der Tagung in dieser Frage die enge Verbindung zwischen den Ereignissen von 1596 und von 1946 betont, während der Vertreter der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche die Unterschiedlichkeit des historischen Umfelds, vor allem im Hinblick auf den Druck des militanten atheistischen Totalitarismus, hervorhob.
Zu den Tagungsteilnehmern zählten u.a. der ukrainische griechisch-katholische Bischof in Paris (und Leiter des Außenamts der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche), Borys Gudziak, sowie P. Hyacinthe Destivelle, der im Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen für die Beziehungen zur slawischen Orthodoxie zuständig ist.
Offizielle russisch-orthodoxe Vertreter waren zu der Konferenz eingeladen, nahmen aber nicht persönlich teil, sondern ließen ihre Referate in Abwesenheit präsentieren. Mit ihnen sei daher während der Konferenz kein persönlicher Dialog oder Gespräch möglich gewesen, , wurde in der Abschlusserklärung festgehalten. Begegnungen wie die Konferenz in Wien bildeten aber „entscheidende Elemente auf dem Weg zu einem gemeinsamen Narrativ über kontroversielle geschichtliche Fragen mit einem nichtkonfessionalistischen Ansatz“, so das Kommunique.