Hochwasser - Nun Oberbayern von Unwettern betroffen
Weilheim (APA/dpa/) - Monsunartige Regengüsse und heftige Gewitter haben am Sonntag den Menschen in Bayern weiter zu schaffen gemacht. Nach ...
Weilheim (APA/dpa/) - Monsunartige Regengüsse und heftige Gewitter haben am Sonntag den Menschen in Bayern weiter zu schaffen gemacht. Nach Niederbayern und Oberpfalz traf es nun auch Oberbayern. Am Sonntagmorgen erklärte das Landratsamt Weilheim-Schongau für das Gebiet rund um die Gemeinde Polling den Katastrophenfall.
Straßen waren überflutet, Keller vollgelaufen. Teilweise stand das Wasser kniehoch in den Straßen. In Niederbayern räumten die Menschen unterdessen weiter auf. Die Flutwelle dürfte im Landkreis Rottal-Inn nach einer neuen Schätzung einen Schaden von mehr als einer Milliarde Euro verursacht haben. Am Montagmorgen sollen dort 100 Bundeswehrsoldaten ankommen, um beim Aufräumen zu helfen.
Das Festival „Rock im Park“ in Nürnberg konnte nach Regengüssen fortgesetzt werden. Auch in anderen Gegenden, etwa in der Oberpfalz um Weiden entspannte sich die Lage wieder. Eine Entwarnung für Bayern gab es aber noch immer nicht. „Die kritische Wetterlage bleibt weiter bestehen“, meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD). Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet mit feuchtwarmer Luft überdecke weite Teile Mitteleuropas. Örtlich seien weiter binnen kurzer Zeit bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter möglich. Es könne hageln und stürmen.
In Oberbayern waren im besonders betroffenen Polling Helfer der Feuerwehr und des THW dabei, den Tiefenbach mit Hilfe von Sandsäcken zu sichern, um noch Schlimmeres zu verhindern, wie ein Sprecher des Landratsamtes sagte. Rund 500 Helfer hätten sich allein in Polling eingefunden. Darüber hinaus sind laut Polizei die Ortschaften Oberhausen Peißenberg, Huglfing und Eberfing betroffen. Nach einem Murenabgang musste die Bahnstrecke München-Mittenwald komplett gesperrt werden. Auch zwischen Polling und Huglfing ging eine Mure ab.
Im niederbayerischen Krisengebiet um Simbach am Inn zogen die Gewitter diesmal vorbei. Die Schäden sind immens. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zeigte sich am Samstag bei einem Rundgang durch den Ort Simbach am Inn erschüttert vom Ausmaß der Zerstörungen: „Wenn man das nicht mit eigenen Augen sieht, kann man es nicht glauben.“ Statiker begannen mit der Überprüfung der beschädigten Häuser. „Wir klären, ob ein Haus einsturzgefährdet ist und wie umfangreich die Sanierungsmaßnahmen sein könnten“, erläuterte der Bürgermeister von Simbach am Inn, Klaus Schmid, am Sonntag.
Der Landrat von Rottal-inn, Michael Fahmüller (CSU), sprach von mehr als 5.000 betroffenen Haushalten. 500 Häuser seien so schwer beschädigt, dass sie vermutlich nicht sanierbar seien. Zweihundert Brücken seien alleine in seinem Landkreis zerstört, ganze Straßenzüge komplett weggespült. Hunderte Fahrzeuge hätten Totalschaden erlitten, viele Wirtschaftsbetriebe seien in ihrer Existenz bedroht.
In anderen Teilen Niederbayerns schüttete es erneut heftig. In dem Kurort Bad Abbach (Landkreis Kelheim) gingen zahlreiche Notrufe ein. Umgefallene Bäume blockierten Straßen, Keller und Tiefgaragen liefen voll, Straßen und Unterführungen waren überschwemmt oder verschlammt. Auch Straubing und Deggendorf traf es. „In Osterhofen wurde sogar ein Spitzenwert von 53 Litern Regen pro Quadratmeter und Stunde gemessen“, sagte ein Meteorologe des DWD.
Es blitzte, donnerte und schüttete auch in Mittelfranken, in der Oberpfalz und in anderen Teilen Niederbayerns. Während das Festival „Rock im Park“ in Nürnberg nach einer Unterbrechung fortgesetzt werden konnte, versank das parallele Festival in der Eifel im Schlamm: Nach wiederholten Unwettern mit mehr als 80 Verletzten wurde „Rock am Ring“ abgebrochen.
Bei Weiden in der Oberpfalz schlug am Morgen ein Blitz in ein Stellwerk ein. Es kam zu Signalstörungen und Verspätungen bei den Zügen. Auch die Bahnstrecke Treuchtlingen-Würzburg in Unterfranken musste streckenweise gesperrt werden. Im unterfränkischen Steinmark (Landkreis Main-Spessart) fuhr ein Blitz in ein Wohnhaus und entfachte einen Brand. Vier Bewohner wurden leicht verletzt, als sie aus dem brennenden Gebäude flüchteten.
In der Nacht auf Montag sollen die Gewitter den Meteorologen zufolge abklingen. Dafür warnt der DWD vor Nebel mit einer Sichtweiten unter 150 Metern. Und am Montag können sich im Alpenvorland und an den Alpen erneut unwetterartige Gewitter bilden.