Wieder mal neu und aufregend
„Die Heiterkeit“ legen ein neues Doppelalbum vor. Stella Sommer führt mit Grabesstimme durch ein getragenes, gewitztes Werk.
Innsbruck –Mitten durch diese nationale Feelgood-Feier des Deutschpop zieht eine Kaltfront – der Heiterkeit sei Dank. „Da, wo ich wohne, ist es immer kalt, kalt, kalt“, singt Stella Sommer mit ihrer stoisch tiefen Stimme im Opener zum Doppel-Album „Pop & Tod I+II“. Ein affirmativer Trauermarsch, in tröstliche Synthie-Klänge und Chöre gebettet, bis endlich ein verschleppter Beat einsetzt. Konsequent dahinschleppen werden sich auch die nächsten 66 Minuten, Die Heiterkeit stagniert fröhlich vor sich hin, verharrt im Zwiespalt, besingt die „schlechten Vibes im Universum“, um gelegentlich beschwingt durch Songs zu eilen – vorausgesetzt, es geht textlich in die entgegengesetzte Richtung: „Es geht hinab, es geht hinunter, ich geh mit meiner Stimmung unter“, heißt es etwa in „Halt mich zurück“. Gewiss ist nur soviel, „The End“ wird „in Ordnung sein“, das versichern die unbeschwerten, freundlichen Frauenchöre.
Sommer, die nicht nur singt, sondern auch Gitarre spielt, die Texte verfasst und die Songs schreibt, ist das einzige verbliebene Mitglied des ursprünglichen Hamburger Frauentrios, das mit seinem Debüt „Herz aus Gold“ 2012 einen ordentlichen Hype auslöste.
Der absolute Unwille zur Vermarktung trug wohl maßgeblich dazu bei – wobei Die Heiterkeit die Worte zum Rummel gleich selbst mitlieferte: „Alles ist so neu und aufregend“, hieß es im Eröffnungsstück zum Debüt, dazu nachlässig dahingeschrammelter Indie-Pop in Moll. Den Fehler sucht die Band immer noch, dieses Mal hat Die Heiterkeit auch die Kritik für sich arbeiten lassen.
Musikjournalisten und Popschaffende wurden zu einem Männerchor versammelt, der nun auf zwei der insgesamt 20 Songs zu hören ist. „Haben die Kids es nicht einfach geliebt“, heißt es zum Abschluss, da kann der Männerchor nur zustimmen. Die Heiterkeit hat sich jede Hochachtung verdient. (sire)