Tirol

Fasten Teilen Helfen: Vorbildliches Miteinander

Berührungsängste gibt es nicht.
© Andreas Rottensteiner / TT

„Fasten Teilen Helfen“: Einen Monat lang leisten junge Menschen ihren Beitrag für eine bessere Gesellschaft. Ein Projekt der muslimischen Jugend.

Von Michaela S. Paulmichl

Innsbruck –„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Nachdem der 17-jährige Ahmed Kaffee und Kuchen verteilt hat, nimmt er neben der älteren Dame Platz. Es gibt etwas zu feiern: Das Seniorenheim Reichenau hat die Bewohner zum Quartalsgeburtstagsfest eingeladen. Einige haben Besuch von ihren erwachsenen Kindern bekommen, doch die meisten sind allein. Die Gesellschaft junger Menschen genießt hier jeder, besonders wenn diese so höflich, hilfsbereit und ehrlich interessiert sind.

Ahmed beginnt ein Gespräch mit der Jubilarin, erkundigt sich, wie es ihr geht. Er selbst isst und trinkt nichts, es ist Ramadan. „Dabei geht es ums Fasten, aber nicht nur. In dieser Zeit sollen wir auch für andere da sein“, sagt der Schüler.

„Fasten Teilen Helfen“ steht groß auf den T-Shirts der Gruppe, die an diesem Tag im Seniorenheim aushilft. Bei dem 2011 ins Leben gerufenen Projekt der muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) engagieren sich junge Menschen sozial. „Angesichts der Herausforderungen, denen wir als Gesellschaft gegenüberstehen, leisten sie einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt, interreligiösen Dialog und friedlichen Zusammenleben“, sagt MJÖ-Vorsitzende Nermina Mumic.

„Wir wollen den Jugendlichen Gelegenheit geben, die Zeit sinnvoll zu nützen und der Gesellschaft zu dienen“, ergänzt Feyza Seker, sie organisiert die Aktion in Tirol. In ganz Österreich helfen über tausend junge Menschen bei der Essensausgabe für Obdachlose, spielen mit Flüchtlingskindern oder widmen ihre Zeit Menschen mit Behinderung und Senioren, in Tirol sind es 50. „Zu spenden und zu helfen, ist eine der Säulen des Islam“, sagt Ahmed. Und diese gelte es, nach außen zu vertreten – nicht nur im Ramadan.

Berührungsängste gibt es keine, auch der große Altersunterschied spielt keine Rolle. In Innsbruck erzählen die Heimbewohner von ihrer eigenen Kindheit und finden das Engagement der jungen Leute „einfach toll“.

Auch Tiroler Lieder wurden schon gemeinsam gesungen. „Du sprichst aber gut Deutsch“, sagt eine Frau zu Nesrine (18). „Ich bin hier geboren“, antwortet die Maturantin. „Dann bist du eine Tirolerin.“ Ob der 95-Jährigen bewusst ist, wie sehr sich die jungen Leute über Aussagen wie diese freuen? Die Schüler und Studenten sprechen fließend Deutsch, die Sprache verbindet auch die einzelnen Mitglieder der Gruppe, deren Eltern aus Ägypten, Tunesien oder der Türkei stammen.

„Heute habt ihr aber einen netten Burschen am Tisch“, sagt die ehrenamtliche Helferin Maria Reichart zu der kleinen Runde und klopft Nesrines Bruder Fahd auf die Schulter. „Ich verbringe meine Zeit lieber hier, wo ich helfen kann, als herumzusitzen und nichts zu tun“, sagt der 16-Jährige.

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Ein engagiertes Team.
© Feyza Seker
Rosen für die Jubilare: Ahmed assistiert Heimleiterin Katharina Becke.
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