Warum die Wahl in Island spannend ist
Reykjavik (APA/dpa) - Island liegt weit, weit weg im Nordatlantik, und auf der riesigen Vulkaninsel wohnen gerade einmal so viele Menschen w...
Reykjavik (APA/dpa) - Island liegt weit, weit weg im Nordatlantik, und auf der riesigen Vulkaninsel wohnen gerade einmal so viele Menschen wie in Graz. Trotzdem lohnt ein Blick in den Norden - und das nicht nur, wenn eine isländische Aschewolke den Flugverkehr in Europa lahmlegt wie 2010. Die Präsidentenwahl in dem Land am 25. Juni ist spannend wie seit Jahrzehnten nicht. Fünf Gründe:
OLAFUR RAGNAR GRIMSSON: Jüngere Isländer können sich an gar niemand anderen in dem Amt erinnern als an ihn: Olafur Ragnar Grimsson ist seit 1996 Islands Präsident, seine Landsleute wählten ihn zuletzt 2012 wieder. Jetzt hört er nach fünf Amtszeiten auf. Für die Isländer beginnt damit eine ganz neue Ära.
PANA PAPERS I: Die Enthüllungen über Steueroasen haben den politischen Apparat in Island ziemlich durcheinandergewirbelt. Erst musste Islands Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson zurücktreten, weil seiner Frau eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln gehört.
PANAMA PAPERS II: Dann geriet plötzlich auch Grimsson ins Zwielicht. Er hatte gerade angekündigt, dass er wegen der unruhigen Lage in Island doch noch einmal für das Amt des Präsidenten kandidieren wolle. Da tauchte der Name seiner Frau in den Panama Papers auf. Nach der Kritik entschied sich Grimsson, doch endgültig aufzuhören.
WUTBÜRGER: Die Isländer sind gerade stinksauer auf ihre Politiker. Nach dem Wirbel um die Panama Papers vertrauen sie kaum jemandem mehr. Die Regierung soll abtreten - und zwar sofort, das fordern viele. Mit Bananen und Eiern hatten mehr als 10.000 Menschen das Parlament in Reykjavik im April beworfen und ihren Ministerpräsidenten zum Rückzug gezwungen. Im Herbst soll es vorgezogene Neuwahlen geben.
DIE KANDIDATEN: Grimssons Rückzug hat Platz für eine Reihe schillernder Kandidaten gemacht - darunter ein Lkw-Fahrer, ein Chefredakteur, eine Dichterin, eine Krankenpflegerin und ein Schriftsteller. Neun Kandidaten kämpfen insgesamt um das Präsidentenamt - mehr als jemals zuvor. Die besten Chancen auf den Sieg hat Umfragen zufolge der angesehene Historiker Gudni Th. Johannesson.