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BMW M2 Coupé: Raucht, rülpst und rutscht ab

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BMW spinnt den M-Gedanken im C-Segment weiter. Resultat ist das furiose M2 Coupé, ein heckgetriebener Spaß-Sportler mit 370 PS auf Basis des M3.

Von Beatrix Keckeis-Hiller

Hungaroring –Es ist nicht mehr leicht, sich in der BMW-Nomenklatur auszukennen, seit die 1er- und 2er-Baureihen auf der Frontantriebsarchitektur basieren. Das ließe den Schluss zu (die Befürchtung?), dass ein M-Kandidat der Zweier-Reihe nun Vorderrad-getrieben wäre. So ist es beim neuen BMW M2 Coupé natürlich nicht. Frank Isenberg, zuständiger Projektleiter: „Vorderradantrieb? Nee, geht gar nicht!“ Geht schon deshalb nicht, weil die bayerische Kompakt-Rabiatperle quasi ein verkürzter M3 ist, samt dessen Achsen, Lenkung und elektronischem Hinterachs-Sperrdifferenzial. Er hat auch seinen Dreiliter-Reihen-Sechser unter der Haube, holt daraus aber, mittels Twin­scroll-Turbo aufgeladen, „nur“ 370 PS, samt 465 (mit Overboost bis zu 500) Nm.

Ganz ein Schlanker ist er bei knapp viereinhalb Metern Länge nicht. Er bringt’s auf ab 1495 Kilo Leergewicht. Als Mitgift gibt’s an Ex- und Interieur nebst zackigem Zierat wie martialischem Front-Design, doppelflutigen Auspuff­endrohren und 19-Zoll-Alus, auch Alcantara und offenporiges Carbon. Dazu die obligate elektronische Zähm-Technik: unter anderem dynamisch ausgelegte Stabilitätskontrolle und, per üblichem „Fahr­erlebnisschalter“ anwählbar, die Fahrmodi „Comfort“, „Sport“ und „Sport Plus“. In Letzterem sind die elektronischen Fahrdynamikwächter in den Hintergrund gerückt, sie lassen dann doch Hinterrad-Schlupf zu. Da kann der M2 die Gummis rauchen lassen, und es ist auch queres Verkehren möglich. Die Rülpser dazu liefert die Auspuffanlage mit elektrisch betätigter Klappensteuerung. Ist die serienmäßige Sechsgang-Schaltung an Bord, schafft der viersitzige Zweitür-M die 0-auf-100 in 4,5 Sekunden. 0,2 Sekunden schneller geht’s mit siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe. So oder so kann er bis zu 250 Sachen machen. Mit optionalem Zusatz-Equipment sind bis zu 270 km/h drin. So weit, so bereits bekannt.

Gut einen Monat nach seinem Österreich-Marktstart ließ BMW den Kraftmeier auf europäischem Terrain zur Kraftprobe antreten: auf dem Hungaroring, unweit der ungarischen Hauptstadt Budapest. Die Fahrtechnik-Trainer – gestellt vom ÖAMTC – ließen die Gas-hungrige Meute jedoch vorerst nur auf zwei mit Leitkegeln präparierten, um nicht zu sagen schikanierten Teilstrecken des Renn-Kurses los. Man sollte erst einmal das Potenzial des Sport-Zweiers kennen lernen. Das kann, je nach Fahrcharakter, eher smooth oder sehr, sehr rotzig sein, mit dem Resultat schwarzer Striche auf dem Asphalt. Nach drei Proberunden wurde eine vierte Zeit gewertet. Das Additions-Ergebnis der beiden Test-Parcours entschied über Sieg oder hinten Anstellen. Wie das jeder im Einzelnen sah, das machte man sich anfangs mit, später meist lieber ohne Beifahrer aus. Beschleunigung, Kurvenspeed und Bremspunkte sind dann am besten verdaulich, wenn man selbst am Volant sitzt. Ob schließlich Gewinner oder nicht – am Ende war es, nach einer Abkühlpause, doch möglich, eine komplette Runde über den Hungaroring zu drehen. Im Schlepptau des DTM-Piloten Tom Blomqvist. Wenn er sich dabei gelangweilt hat, dann hat er es nicht zugegeben. Dass es nachfolgend auf der Straßen-Route rund um den Hungaroring wenig unterhaltsam zuging, ist einer Baustelle auf der von BMW ausgesuchten Strecke zuzuschreiben. Statt in die Kurven ging’s über die Autobahn. Immerhin konnte dabei festgestellt werden, dass der M2 auch im Komfort-Modus kernig abgestimmt ist. Und ob es vorkommen wird, dass auf der Rückbank jemand über längere Strecken Platz nimmt, das sei dahingestellt.

Der Preis: 65.450 Euro mit manueller Sechsgang-Schaltung, 68.620 mit siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe.