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Bayerische Schotter-Queen im Abendkleid

© Letzner

BMW spendiert seiner GS heuer ein edleres Gewand. Doch auch die eine oder andere technische Neuerung ist dabei.

Von Lukas Letzner

Leutasch – Sie ist pechschwarz, darf die schmucken Kreuzspeichenräder ihrer abenteuerlichen Schwester tragen und macht auf der Straße eine noch bessere Figur als die „Normalo-Version“: Die BMW R 1200 GS als Sondermodell Tripple Black. Für das heurige Modelljahr hat BMW diese früher schon sehr erfolgreiche Lackierung wieder eingeführt. Doch nicht nur in Sachen Optik hat sich einiges getan, noch wichtiger sind die technischen Upgrades, über welche die GS seit heuer verfügen darf, allen voran das ABS-Pro (Kurven-ABS). Das von Conti gelieferte System, das schon in einigen anderen Zweirädern von BMW zum Einsatz kommt, wirkt teilintegral (Zug am vorderen Bremshebel wirkt auch hinten) und regelt die Bremskraft abhängig von der aktuell gefahrenen Schräglage. Es soll nicht nur ein Blockieren der Räder verhindern, sondern auch das mit einem Bremsmanöver einhergehende Aufstellmoment reduzieren. So bleibt die GS auch bei scharfen Bremsmanövern in Schräglage beherrschbar. Als wir die Tripple Black vor einigen Wochen in Empfang nehmen durften, hatten wir uns auch fest vorgenommen, das zu überprüfen!

Fazit im Stand: Die Sonderlackierung macht ordentlich Wind und lässt die GS wirklich um einiges eleganter und noch sportlicher wirken. Ansonsten ist alles wie immer: Aufsteigen, Wohlfühlen und Motor Starten.

Leider wurde unsere geplante Tour in den Süden vom Regen verhindert. Zwar wären nasse Straßen die perfekte Gelegenheit, um die eingangs erwähnten technischen Neuerungen genauer unter die Lupe zu nehmen, allerdings braucht man auch die entsprechende Portion Mut, um eine solche Grenzsituation bewusst hervorzurufen. Wir haben uns deshalb doch mehr auf den Genuss der Kurven im Trockenen konzentriert.

Und das zu Recht. Die 125 PS und das maximale Drehmoment von 125 Nm sind eine Wucht. Seidenweich und äußerst direkt (dem elektronischen Gasgriff sei’s gedankt) nimmt der Boxer Gas, schiebt ab 1500 Umdrehungen kräftig nach vorne und lässt die Pferde ab 5000 Touren so richtig galoppieren. Zudem ist die doch 238 Kilogramm schwere GS spielerisch einfach zu bewegen und selbst schnelle Kurvenkombinationen stellen kein Problem dar. Äußerst willig lässt sie sich von einem Eck ins nächste werfen und die gute Schräglagenfreiheit erlaubt traumhaft enge Linien.

Wann die Elektronik dem Übermut einen Riegel vorschieben soll, lässt sich mittels fünf Fahrmodi (Rain, Road, Dynamic, Enduro und Enduro Pro) steuern. Während der Dynamic Modus den einen oder anderen Zacken in der Linie zulässt, entlastet der Rain-Mode das Ansprechverhalten und die Stabilitätskontrolle und spricht deutlich früher an. Wer sich gerne im Gelände bewegt, wird sich über die Enduro-Modi freuen. In der Einstellung Pro wird das ABS für den Hinterreifen deaktiviert und auch die Schlupfregelung ist auf den professionellen Endurobetrieb optimiert.

Wie auch immer: Das Fahrwerk bügelt sogar in Schräglage Unebenheiten gekonnt weg und vermittelt ein unglaubliches Gefühl der Sicherheit. Auch die kräftig und gut dosierbaren Bremsen überzeugen. Zwar haben wir das ABS nicht in Schräglage getestet, im Geradeauslauf regelt es aber perfekt und das Hinterrad hält ständigen Bodenkontakt. Kurven dürfen also auch scharf angebremst werden und dank Anti-Hopping-Kupplung stempelt das Hinterrad auch nicht.

Die Technik

Motor: Zweizylinder-Boxer

Hubraum: 1170 ccm

Bohrung / Hub:101/73 mm

Drehmoment: 125 Nm bei 6500 U/min

Leistung: 92 kW/ 125 PS

L/B/H:2165/880/1300 mm

Leergewicht (betankt):238 kg

Tankinhalt / davon Reserve:20/k.A. l

Antrieb: Kardan

Höchstgeschwindigkeit:>200 km/h

0–100 km/h: 3,6 S

Verbrauch: 5,2 l

Sitzhöhe:850 / 870 mm

Preis: 22.345 Euro

Lenkkopfwinkel: 64,5° gg. Horizontale

Nachlauf: 100

Radstand: 1507 mm

Federweg vo./hi.: 190/200

Reifenbreite vo./hi.: 120 / 180