Formel 1

Gelungene Baku-Premiere, nur „Crashgarantie“ hielt nicht

Sebastian Vettel und Co. waren von der Formel-1-Strecke in Baku angetan.
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Aserbaidschan feierte erstes Formel-1-Rennen als Erfolg, bei den Menschen muss die „Königsklasse“ aber erst ankommen.

Baku – „Gut gemacht, Baku!“ Die Hauptstadt Aserbaidschans hat ihre Grand-Prix-Premiere sauber abgewickelt und die Königsklasse des Motorsports eine weitere Episode in ihrer mittlerweile 21-teiligen WM-Serie mehr. Dass diese bei Nico Rosbergs Solofahrt zum Sieg trotz angekündigter „Crashgarantie“ unfallfrei verlief, war die größte Überraschung in Baku.

Denn in beiden Rennen der Nachwuchsklasse GP2 hatte es davor auf dem 6.003 Meter langen Stadtkurs in Baku, der enger ist als Monaco und trotzdem schneller als Monza, mächtig Kleinholz gegeben. Rosberg und Co. hingegen wickelten ihren ersten Auftritt in der „Stadt der Winde“ staubtrocken ab und am Ende waren - fast - alle zufrieden mit dem Comeback des Grand Prix von Europa, der erstmals im Südkaukasus gefahren wurde.

F1-Gastspiel soll länger dauern

Auf zehn Jahre läuft der Vertrag zwischen Aserbaidschan und der Formel 1, mit der man die Stadt und das „Land of fire“ mit seinen vielen Gas- und Ölquellen touristisch weltweit bewerben will. „Well done Baku“ war schon während der Trainings auf riesigen Bannern überall zu lesen.

Star der jüngsten Perle im WM-Kalender ist zweifellos die Strecke selbst. Die „eckige“ Umrundung des neueren Stadtteils ist mit der „runden“ um die historische Altstadt (Unesco-Weltkulturerbe) unten beim Meer durch zwei parallele Geraden verbunden, von denen eine Teil des längsten Vollgas-Stücks in der Formel 1 überhaupt ist. Am Tacho des Williams-Mercedes von Valtteri Bottas standen offenbar 378 km/h, bevor der Finne dort am Samstag das erste Mal bremste. Damit wurde Baku auf Anhieb zum schnellsten Automobil-Straßenrennen dieses Planeten.

Auch Staatschef Ilham Aliyev und Gattin ließen sich die Premiere nicht entgehen und das Staatsfernsehen AzTV berichtete selbst Montagvormittag noch auf Dauerschleife von der Formel 1. „Das Rennen war ganz sicher ein Erfolg“, sagte auch Nigar Arpadarei. Die 34-jährige Pressechefin zeichnet mit zuständig dafür, dass die Formel 1 und Baku eine neue Bühne gefunden hat.

„Es war ein logischer Schritt, die Formel 1 ins Land zu holen“, sagte Arpadarei. „Wir hatten dann aber nicht viel Zeit, ein Rennen auf einem Stadtkurs auf die Beine zu stellen. Am Ende hatte ich aber absolut das Gefühl, dass die Formel 1 einen positiven Eindruck mitgenommen hat“, erklärte die PR-Expertin der Austria Presse Agentur.

Unfall-Spektakel blieb aus

Auch wenn das Rennen am Ende nicht zum prognostizierten Unfall-Spektakel wurde und mit 30.000 Zuschauern immer jenes mit dem geringsten Zuschauer-Anteil bleiben wird. Der Zweck wurde und wird erfüllt, denn zumindest 300 Millionen sahen im TV zu.

Das moderat muslimische aber autoritär geführte Aserbaidschan versucht sich seit langem nicht nur als Brücke zwischen Ost und West zu etablieren. Mit Groß-Events wie dem Song Contest, den Europaspielen und nächstes Jahr den muslimischen Spielen will man sich auch als Touristendestination präsentieren.

„Wir wollen das Land auf der ganzen Welt promoten und Touristen hierher holen. Sportevents sind da ein gutes Mittel“, so Arpadarai. (APA)