Wetter

Jahreszeiten verschieben sich

(Symbolfoto)
© Thomas Böhm / TT

Bauern verlassen sich nicht mehr auf den Kalender. Touristiker schaffen technisch Abbhilfe.

Von Gabriele Starck

Innsbruck –Zuerst kam der mehrere Nächte andauernde Frost, gerade als die Obstbäume blühten. Und dann das noch viel länger andauernde Regenwetter. Vier Wochen lang war es Tirols Bauern kaum möglich, ins Heu zu gehen. Sie sitzen dementsprechend auf Nadeln. Die Verzögerung hat Folgen. „Der erste Schnitt ist überständig, das bedeutet Qualitätsverluste“, sagt der zuständige Referent in der Landwirtschaftskammer, Frank Peter. Sowohl der Nährstoffgehalt als auch die Verdaulichkeit des Futters seien dadurch eingeschränkt.

Peter vermutet, dass hinter der Beständigkeit der Wetterphasen – die verregnete zweite Sommerhälfte 2014, der heiße Sommer 2015, die anhaltend warmen Winter – „schon der Klimawandel steckt“. Er rät den Landwirten inzwischen davon ab, sich nach dem Kalender zu richten, sondern sich mehr an den Vegetationsständen zu orientieren. Auch wenn es vermeintlich früh im Jahr sei, solle man eine Schönwetterphase zum Heuen nutzen. „Das Wachstum beginnt inzwischen ja auch früher.“

Die lange Nässephase hat auch den Gemüsebauern wenig Freude bereitet. So sei es nicht möglich, das Unkraut zu harken. Zudem sei etwa der Salat zu schnell gewachsen, sagt der Gemüseanbau-Experte in der Kammer, Fred Unmann. Aber längere Schlechtwetterphasen gebe es immer wieder einmal. Problematischer sieht Unmann schon die milden Winter, in denen der Boden nie richtig durchfriert. „Das ist schlecht“, betont er, weil dadurch auch Schädlinge überleben.

Sollte man damit rechnen müssen, dass harte Winter überhaupt der Vergangenheit angehören, müsse man sich Gegenstrategien überlegen. „Beispielsweise Wintergetreide anbauen, damit die Wurzeln für die nötige Aggregats­stabilität sorgen, wenn das der Frost nicht mehr tut.“ Andererseits ermögliche das wärmere Klima im Sommer den Anbau südländischer Arten wie Süßkartoffeln, Artischocken oder Melanzani.

Sich anpassen heißt es auch für die Touristiker. Die Gäste seien heute sehr viel flexibler als früher und könnten so ihre Buchungen kurzfristig nach dem Wetter richten, sagt Franz Tschiderer, Vorsitzender des Tourism Board und Obmann des TVB Serfaus-Fiss-Ladis. Daher schaffe man verstärkt Schlechtwetterprogramm für die Gäste. Im Winter sei ungut, dass der Gast schon im November auf den Skiern stehen wolle, richtig viel Schnee aber meist erst im März, April liege. „Da gibt es schon eine Verschiebung nach hinten.“ Das Problem sei inzwischen ja nicht mehr das Wetter, sondern die Temperatur. Letztlich könne man aber alles technisch lösen, ist er Optimist.