Versicherte zahlen 80 % mehr bei Reparaturen
Innsbruck – „Ich brauche eine Rechnung für die Reparatur, weil ich eine Versicherung habe, die die Kosten übernimmt.“ Der zweite Teil des Sa...
Innsbruck –„Ich brauche eine Rechnung für die Reparatur, weil ich eine Versicherung habe, die die Kosten übernimmt.“ Der zweite Teil des Satzes verteuerte bei einem Experiment von Forschern der Uni Innsbruck Reparaturen in Computerläden um mehr als 80 %. Das sei ein überraschend großer Effekt und eine interessante Information für Versicherungen, erklärten die Forscher im Fachjournal PNAS.
Die Wissenschafter um Rudolf Kerschbaumer vom Institut für Wirtschaftstheorie interessieren sich für den Umgang mit „Vertrauensgütern“. Dabei handelt es sich um Dienstleistungen, bei denen der Verkäufer in der Regel weit besser Bescheid weiß als der Käufer. Beispiele sind die Fahrt in einem Taxi in einer fremden Stadt oder die Reparatur eines Autos oder eben Computers.
Für das Experiment brachte ein Forscher idente Computer mit dem jeweils gleichen Fehler in 61 von 251 registrierten Computerreparatur-Betrieben in Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich und Wien. Die Testkunden verlangten immer eine Rechnung, in etwa der Hälfte der Fälle sagten sie, dass sie diese für die Versicherung bräuchten. „Dieser Halbsatz hat einen riesigen Unterschied gemacht. Das hat mich auch erstaunt“, sagte Kerschbaumer. Lag der Preis in der Kontrollgruppe im Schnitt bei etwa 70 Euro, stieg er in der Gruppe mit angeblicher Versicherung um mehr als 80 % an. Diese Rechnungen wiesen längere Arbeitszeiten auf, oder es wurden zusätzliche und teurere Teile eingebaut.
„Unsere Erklärung ist, dass die Anbieter davon ausgehen, dass der Kunde keinen Anreiz hat, die Kosten zu kontrollieren“, sagte Kerschbaumer. Es könne auch dazu kommen, „dass der Kunde teilweise zum Verbündeten wird“. Viele Versicherungen wüssten von dem Effekt und hätten reagiert – etwa mit einer Bindung an bestimmte Vertragswerkstätten. (TT, APA)