Black Palms Orchestra: Fuchs widmet sich dem Wüstenstaub - Popnews
Wien (APA) - *...
Wien (APA) - *
Ein Fuchs auf Solopfaden: Mit Black Palms Orchestra hat der Musiker und FM4-Moderator Christian Fuchs ein neues kreatives Vehikel gefunden. Das Debüt hört auf den Titel „Sad Moon Rising“ und gibt mit seiner abendlichen Wüstenansicht, die auf dem Cover in warmen Farben schillert, einen guten Eindruck davon, wohin die Reise rund 50 Minuten lang geht. Unterstützt von Kollegen wie Oliver Welter (Naked Lunch), Wolfgang Frisch (Sofa Surfers), Ankathie Koi (Fijuka) oder Anna Attar alias Monsterheart taucht Fuchs tief in ein gleichermaßen düsteres wie melancholisches Klangbild zwischen Country, Pop und Rock ein. Da lautet die einleitende Erkenntnis nicht nur „Hell Is Empty“, sondern werden auch „Ghosts In My Bedroom“ entdeckt. Ein ruhig fließendes, dabei sich stetig wandelndes Album mit elf Songs, die zum genauen Hinhören verleiten - und nicht zuletzt Fuchs‘ cineastische Ader hervorragend in schwebende Sounds überführen.
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Ein ordentliches Brett serviert die heimische Formation Black Inhale auf ihrem neuen Album „A Doctrine Of Vultures“: Gekonnt in Szene gesetzter Thrash Metal, was wohl auch dem Mastering von Jens Bogren (Opeth, Amon Amarth) zu verdanken ist, trifft hier auf ausschweifendes Songwriting der Marke Machine Head. Wo Sänger und Gitarrist Raffael Trimmal mit seinen drei Kollegen aber noch ein bisschen Nachholbedarf hat, ist die Eigenständigkeit. Stücke wie der Opener „The Die Is Not Yet Cast“ oder das knackige „The Pessimist“ veranlassen zwar schnell ein ordentliches Schütteln des Haupthaares, bleiben aber nach Verklingen der letzten Töne nur bedingt in Erinnerung. Als Gesamtpaket kann sich die Platte aber durchaus sehen und hören lassen.
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Erfolg mit dem runden Leder? Nun, das war und ist in Österreich keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Aus gegebenem Anlass hat LasVegas Records den Sampler „Lieber ein Verlierer sein 2“ mit 20 heimischen Bands und Solokünstlern aus dem Alternative-Segment zusammengestellt. Immerhin gilt es mit der Europameisterschaft in Frankreich ein „unsagbar wundervolles Fußballturnier“ zu würdigen, so der Untertitel des Vorhabens. Beteiligt haben sich daran Acts wie Kommando Elefant, Eloui, Clara Luzia oder Clemens Haipl - teils mit bis dato unveröffentlichtem Material. Und auch der Hit von 5/8erl in Ehr‘n, „Alaba, How Do You Do?“, darf hier nicht fehlen.
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Nach dem Konzert ist vor dem Konzert: Vor kurzem haben Biffy Clyro beim Rock in Vienna begeistert, im Herbst gibt es dann schon die nächste Möglichkeit, das schottische Trio in Wien zu erleben. Am 21. Oktober gastiert die Band um Sänger Simon Neil im Gasometer. Bis dahin hat auch die am 7. Juli erscheinende Platte „Ellipsis“ einige Monate auf dem Buckel. „Du solltest dir deiner selbst niemals zu sichern sein“, meinte Neil zum neuen Material im APA-Gespräch. „Wenn das passiert, dann gehst du keine Risiken mehr ein. Mir ist lieber, die Leute finden etwas furchtbar, respektieren uns aber dafür, ein Wagnis eingegangen zu sein.“ Die sehr abwechslungsreiche Songsammlung sollte das in jedem Fall einlösen können.
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An Beschäftigung dürfte es Aaron Turner nicht mangeln: Der US-amerikanische Musiker hat heuer bereits drei Alben vorgelegt. Neben einer Live-Platte von Old Man Gloom sowie dem neuesten Output seines gemeinsamen Projekts Mamiffer mit Ehefrau Faith Coloccia ist „What One Becomes“ von Sumac sein jüngstes Werk. Das erst vor zwei Jahren gegründete Trio - Turner wird hier von Schlagzeuger Nick Yacyshyn und Bassist Brian Cook unterstützt - setzt den für das Debüt „The Deal“ (2015) eingeschlagenen Weg konsequent fort, verbindet schwergewichtigen Doom Metal mit einer progressiven Schlagseite und fühlt sich stets den tiefen Abgründen näher als lichten Höhen. Was aber nicht bedeutet, dass man als Hörer keine Verschnaufpause erhält. Bei Laufzeiten von mindesten zehn Minuten gleichen die fünf Songs auch Meditationsübungen, treffen reduzierte Strukturen auf aggressiven Lärm und evozieren so kathartische Erlebnisse.
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Der in Berlin lebende Brite Jim Kroft hat die Flüchtlingskrise in Europa künstlerisch verarbeitet: Anfang des Jahres reiste er nach Griechenland, um sich auf Lesbos und in Idomeni ein Bild von der Lage zu machen - und zeigt sich tief erschüttert von seinen Erlebnissen. „Wir sprechen von Kindern, die an unseren Küsten sterben, direkt neben ihren schreienden Eltern.“ Mit der Unterstützung von befreundeten Musikern sowie einer Crowdfunding-Kampagne hat Kroft letztlich das Album „Journeys #3“ sowie eine Serie von Fotografien und einen Dokumentarfilm realisieren können. Die zwischen Folk, Rock und Country pendelnden Songs drücken dabei Verzweiflung ebenso aus wie Hoffnung. Ein berührendes Projekt, das eine zusätzliche Stimme in dieser Diskussion sein will.
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Die kalifornische Band Silversun Pickups geht im Herbst auf Europatournee. Das Quartett, das im Vorjahr mit „Better Nature“ seine vierte Platte vorgelegt hat, wird in diesem Rahmen auch in Wien Station machen. Am 3. November spielen Sänger Brian Aubert und Co im Flex. Ob die neuen, mitunter noch poppigeren Stücke im Live-Korsett denselben Indie-Zauber wie „Lazy Eye“ oder „Kissing Families“ versprühen werden, bleibt allerdings abzuwarten.