Europameisterschaft

EM-Schauen kann Job gefährden

Fußball schauen und dabei ein Bier trinken – im Job auch während der EM eine heikle Kombi.
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Mitarbeiter sollten ihren Fußball-Freuden nicht unbedacht frönen. Ohne das Okay des Chefs riskieren sie schlimmstenfalls eine Entlassung.

Innsbruck — Das heutige Spiel der National-Elf im Büro anschauen? Die besten Tore über das Firmen-WLAN streamen? Was rechtlich erlaubt ist und wo sich der Fußballspaß im Arbeitsalltag aufhört — die TT hat die wichtigsten Verhaltensregeln rund ums EM-Schauen zusammengetragen.

1. Darf ich im Büro ein Match anschauen? Wenn Fernsehen am Arbeitsplatz nicht Bestandteil des Dienstvertrages ist, ist es auch nicht erlaubt, erklärt der Rechtsschutzexperte D.A.S. Österreich in einer Rechtsauskunft. „Eine Ausnahme kann dort bestehen, wo bloße Arbeitsbereitschaft vorliegt und beispielsweise im Aufenthaltszimmer des Arbeitnehmers ein Fernseher aufgestellt ist", erklärt AK-Tirol-Arbeitsrechtsexperte Thomas Radner. Die Juristen empfehlen, vorab die Erlaubnis des Arbeitgebers einzuholen. Wenn Fernsehen während der Arbeitszeit erlaubt ist, sieht die Sache anders aus — etwa in Wettbüros oder Lokalen. Die geforderte Arbeitsleistung muss aber unbedingt trotz TV-Konsums erbracht werden.

2. Dem Spiel im Radio folgen, geht das denn? Erlaubt der Arbeitgeber grundsätzlich das Radiohören, dürfen Mitarbeiter die EM-Spiele im Radio mitverfolgen — sofern sie ihre Arbeitsleistung erbringen. An der Lautstärke ändere die EM nichts. „Es wäre nicht erlaubt, nur bei der Übertragung von Fußballspielen die Lautstärke so zu erhöhen, dass die Arbeitskollegen dadurch gestört werden", erklärt Radner.

3. Ein Bier zum Spiel — ist das in der Arbeitszeit möglich? Hier gelten die üblichen Regelungen bzw. Vereinbarungen. Der Umgang mit Alkohol könne im Rahmen einer Betriebsvereinbarung geregelt werden. Der Chef kann Alkohol während der Dienstzeit untersagen. Bei Verstößen droht schlimmstenfalls eine Auflösung des Dienstverhältnisses.

4. Das Spiel streamen oder die Ergebnisse im Internet nachsehen — ist das okay? Das geht, wenn die Privatnutzung gestattet ist. Besteht ein Verbot, dürfen Fußballspiele am Handy oder Firmen-PC nicht angesehen werden. Existiert keine Regelung, ist während der Arbeitszeit nur eine geringfügige, maßvolle Nutzung erlaubt. Keinesfalls dürfen Dienstpflichten vernachlässigt werden. Radner: „Das kurze Abrufen eines Spielstandes wird daher in der Regel zulässig sein, das längere Ansehen des Spiels aber nicht mehr."

5. Kann ich um einen Sonderurlaub für die Fußball-EM bitten? Wie sieht es mit Zeitausgleich aus? Urlaube müssen einvernehmlich ausgemacht werden. Der Angestellte muss auf die Erfordernisse des Betriebes Rücksicht nehmen. Was gar nicht geht ist, den Urlaub einseitig anzutreten oder willkürlich zu verlängern — dies sind Entlassungsgründe. Wer sich für ein Spiel Zeitausgleich nehmen will, könne das im Rahmen einer bestehenden Gleitzeitvereinbarung in Abstimmung mit dem Arbeitgeber tun. „Krankfeiern ist natürlich verboten", bemerken die D.A.S.-Experten.

6. Wenn der Chef das Spiel anschaut, darf dann der Arbeitnehmer mitschauen? Nein, grundsätzlich nicht, sagt Radner. Der Arbeitgeber selbst sei ja nicht — wie ein Arbeitnehmer — dazu verpflichtet, zu bestimmten Zeiten seine Leistung zu erbringen. (wer)

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