Wolf im Salzburger Pinzgau: Bauern sehen Almwirtschaft bedroht
Fusch an der Glocknerstraße (APA) - Im Salzburger Pinzgau ist offenbar erneut ein Wolf aktiv. Wie der „Kurier“ und die „Salzburger Nachricht...
Fusch an der Glocknerstraße (APA) - Im Salzburger Pinzgau ist offenbar erneut ein Wolf aktiv. Wie der „Kurier“ und die „Salzburger Nachrichten“ am Dienstag berichteten, soll das Raubtier in den vergangenen zehn Tagen auf einer Alm bei Fusch acht Lämmer und zwei Kitze gerissen haben. Endgültige Gewissheit über den „Täter“ muss allerdings erst eine DNA-Analyse von Speichelproben in den Bisswunden bringen.
Die Nachricht von toten Zuchttieren lässt bei vielen Almbauern die Alarmglocken läuten. Denn Experten prognostizieren eine Häufung der Vorfälle. In der EU sollen mittlerweile wieder 20.000 Wölfe leben, die Tiere werden in Zukunft auch in Salzburg öfter auftreten. „Wenn sich der Wolf dauerhaft ansiedelt, sehe ich schwarz für die Almwirtschaft“, sagte der Obmann der Pinzgauer Bezirksbauernkammer, Klaus Vitzthum, im Gespräch mit der APA. Eine erste Alm in Kaprun habe heuer wegen Wolfsrissen im Vorjahr bereits kein Vieh mehr aufgetrieben. „Das ist eine schrittweise Bedrohung. Denn jede Alm, die man einmal aufgegeben hat, bekommt man nicht mehr zurück. Die wächst einfach zu schnell zu.“
Zwar zahlt das Land bei Wolfsrissen eine finanzielle Entschädigung, die betroffenen Bauern beruhigt das kaum. Seit 2009 kommt es im Bundesland immer wieder zum Auftreten von Wölfen. 2014 wurden auf der Illingerbergalm bei St. Gilgen (Flachgau) vier Schafe gerissen. 2015 schlug „Isegrim“ am Imbachhorn bei Kaprun (Pinzgau) zu und tötete zahlreiche Schafe, einige Tiere stürzten in Panik ab. Auch in Filzmoos (Pongau) trat 2015 ein Wolf auf. Zuletzt war in Salzburg Anfang Jänner bei Hintersee (Flachgau) ein Wolf aktiv und hat dort Rehe und eine Hirschkuh gerissen.
Laut Landwirtschaftskammer Salzburg sollen im Vorjahr im Bundesland rund 100 Schafe ums Leben gekommen sein - gerissen, verstümmelt, abgestürzt. „Es ist nicht immer einfach, jedes tote Tier einem Wolf zuzuordnen. Aber der Wolf war im Gebiet“, sagte der Wolfsbeauftrage Georg Rauer zur APA. Österreichweit seien im Vorjahr rund fünf Tiere aktiv gewesen, drei davon in Salzburg. „Die Sorgen der Almbauern sind berechtigt, ein zwingendes Aus für die Almwirtschaft bedeutet das Auftreten des Wolfs aber nicht.“ Die Wilddichte in Österreich sei so hoch, dass man sich über das Nahrungsangebot keine Gedanken machen müsse. „Schafe werden nicht aus Not gerissen, sondern weil sie gerade da sind.“ In der Schweiz hätten sich Schutzmaßnahmen durchaus bewährt.
Den Schutz der Herden, etwa durch Hirten, mit speziell ausgebildeten Hütehunden oder Elektrozäunen, hält Bauernvertreter Vitzthum allerdings für schwer umsetzbar und nicht praktikabel. „Zäune ich ein Gebiet ein, wechselt der Wolf einfach ins nächste Tal. Und alles einzuzäunen ist einfach nicht leistbar.“ Herdenschutzhunde seien andererseits eher ein Problem als eine Hilfe. „Sie treten oft aggressiv gegen andere Hunde und Wanderer auf, weil sie vor allem für den Schutz der eigenen Herde trainiert sind.“ Für den Tourismus sei das eher eine Gefahr.
Er selbst sei keinesfalls für eine Ausrottung des Wolfes: „Aber im Ostalpenraum hat der Wolf einfach keinen Platz, da gibt es andere Regionen“, sagte Vitzthum und warnte besonders vor der Gefahr einer Rudelbildung. „Dann haben wir wirklich ein Problem.“ Zugleich will er das Argument Artenschutz für den Wolf nicht gelten lassen. „Manche Bauern halten sich gefährdete Nutztierrassen, die tatsächlich vom Aussterben bedroht sind. Und die überlegen jetzt schon, ob sie ihre Tiere nur mehr zum Wolfsfüttern auf die Alm geben.“