Manfred-Swarovski-Turnier: Fünf Ringe über dem Viereck
Der Ansturm auf das Turnier ist seit 1995 groß, heuer sogar noch größer. Für einige ist das Tiroler Dressurturnier die letzte Sichtung vor Olympia.
Von Sabine Hochschwarzer
Innsbruck – Langsam wird es turbulent am sonst beschaulichen Schindlhof. Über die kurvige Straße mit dem Namen „Egge“ nahe Fritzens kamen die ersten Pferdeanhänger bereits angerollt. „Die Brasilianer sind schon da“, verkündet Klaus Haim. Neuseeland, Australien, Mexiko, Dominikanische Republik – die Liste der Länder, aus denen die Teilnehmer des Manfred-Swarovski-Gedächtnisturniers kommen, liest sich wie ein Anhang im Atlas.
Seit nunmehr 22 Jahren lockt das CDI 4*-Turnier zahlreiche Reiter und Pferde nach Tirol. Heuer besonders viele: Einige Nationen nutzen das Fritzener Dressurviereck als letzte Sichtung für die Olympischen Spiele. „Dabei habe ich mir gedacht, jetzt vor Rio geht keiner mehr ein Risiko ein. Das Gegenteil ist der Fall“, freut sich Haim. Die Zahl der Anfragen sei enorm, er müsse viele abweisen: „Im Moment sind 98 Pferde gemeldet, 90 wären mir lieber, zehn mehr wären gar eine Katastrophe für unser Turnier.“
Die Freundschaft ist groß, der Platz begrenzt
Absagen zu erteilen fällt dem Fritzener, der mit seiner Frau Evelyn Haim-Swarovski das Turnier seit 1995 veranstaltet, schwer. Mit vielen seien sie befreundet, „aber wir sind einfach begrenzt“. Für gewöhnlich werden Turniere solcher Größenordnung in Sportzentren abgehalten. In München etwa im Olympiastadion, in Aachen in der weltweit größten Dressur-Arena mit Platz für 6300 Zuschauer. „Wir leben am Berg und sind ein Hof“, beschreibt Haim und zitiert dabei Eric Lette, den einst hochrangigen Funktionär der Internationalen reiterlichen Vereinigung (FEI): „Es ist erstaunlich, wie diese Anlage von Anfang an akzeptiert wurde.“
Familiäre Reitarena und Weltklassepferde sowie -reiter sind am Schindlhof keine Gegensätze. Die Dressur-Elite kommt Jahr für Jahr nach Fritzens. Mit Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider sind heuer drei Reiterinnen aus dem deutschen Olympiakader am Start. „Und Deutschland ist der Favorit auf Olympia-Gold in Rio“, so Haim.
Tiroler Quartett am Start
Unter die Elite mischt sich auch Jahr für Jahr Evelyn Haim-Swarovski, allerdings nicht nur als Veranstalterin und Hausherrin. Um in Fritzens starten zu können, braucht es eine Nominierung durch den nationalen Verband. „Das ist ähnlich wie bei einem Weltcup-Skirennen“, vergleicht der Ehemann. Das Tiroler Quartett komplettieren Stefanie Palm, die wie Haim-Swarovski im Grand Prix antritt, sowie Angela Hergeth und Amanda Hartung, die beide „auf die kleine Tour gehen“.
Auch wenn die Familie Haim-Swarovski heuer schon zum 22. Mal auf ihren Schindlhof lockt, so etwas wie Routine kehrt dort nicht ein. „Es ist gleich spannend wie am Anfang“, schwärmt Haim. Neben dem bereits traditionellen Rahmenprogramm mit Prämierung des schönsten Huts werden heuer auch Österreichs Meister der Para-Dressur ermittelt. Und wer mit Pepo Puch, Gold- und Bronzemedaillengewinner bei den Paralympics in London, in der Mannschaft in Rio antritt. Fix bei den Spielen in Rio dabei ist hingegen bereits Victoria Max-Theurer. Sie wird wegen eines anderen Turniers in der Folgewoche ihren Schindlhof-Titel aber nicht verteidigen.
Schindlhof-Turnier
Concours de Dressage International, CDI4*, Freitag, 1. Juli: u. a. mit Prix St. Georges, ÖM Para-Dressur, Qualifikation für GP Special; Samstag, 2. Juli: u. a. Intermédiaire I, ÖM Para-Dressur, Qualifikation für GP Musikkür; Sonntag, 3. Juli: GP-Consolation, GP Special, ÖM Para-Dressur, Grand Prix Musikkür.